Stürzende Linien korrigieren

Digitale Bildbearbeitung:
Heft 02/2004 (Seite 80 / 1,5 Seiten)

Digitale Bildbearbeitung

In den Foto-Lehrbüchern steht: "Vermeiden Sie perspektivische Verzerrungen". Gemeint sind damit die "stürzenden Linien", die etwa beim Fotografieren von Gebäuden entstehen. Nun ergibt sich aber ein grundsätzliches Problem: Sie lassen sich quasi nicht vermeiden. So hilft nur eine nachträgliche Korrektur mit einem Bildbearbeitungsprogramm

Stürzende Linien werden von engagierten Fotografen verpönt. Sie sind aber unvermeidlich. Dazu muss man wissen, dass diese stürzenden Linien beim Einsatz eines Weitwinkelobjektivs nur zu eliminieren sind, wenn die Kamera exakt gerade gehalten wird. Sie darf also weder nach unten noch nach oben geschwenkt werden. Praktisch ergibt sich dabei aber ein kleines Problem: Das Motiv, das fotografiert werden soll, ist dann nicht mehr im Bild zu sehen. Um die Kamera gerade halten zu können, müssten Sie nun eine Leiter bemühen, die in der Mitte der Gebäudehöhe endet. Da dies nicht zu realisieren ist, bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als die Kamera zu schwenken und damit die perspektivische Verzerrung in Kauf zu nehmen. Bei Architekturfotografen kommen so genannte Shift-Objektive zum Einsatz. Dabei wird die Achse der Linsen so verschoben, dass die Verzerrung verschwindet. Für Gelegenheitsanwender sind diese sündhaft teuren Spezialobjektive nicht lohnenswert. So hilft also alles nichts: Die Korrektur muss am fertigen Bild durchgeführt werden. Alle gängigen Bildbearbeitungsprogramme bieten entsprechende Werkzeuge für derartige Aufgabenstellungen an.

Schritt 1

Öffnen Sie das betreffende Foto im Bildbearbeitungsprogramm Ihrer Wahl. In unserem Fall soll Photo-Paint von Corel verwendet werden, das im CorelDraw-Paket enthalten ist. Dieses leistungsfähige Programm führt - zu Unrecht - ein Schattendasein. Stellen Sie eine Darstellungsgröße ein, bei der eine freie Fläche im Dokumentfenster entsteht, zum Beispiel 25 %.

Schritt 2

Die Korrektur der Perspektive kann nur an einem Objekt ausgeführt werden. Daher muss der Hintergrund in ein Objekt umgewandelt werden. Öffnen Sie das Objekte-Andockfenster und verwenden Sie die zweite Schaltfläche in der Fußzeile des Andockfensters zum Umwandeln in ein Objekt. Im Dokumentfenster sehen Sie keine Veränderung.

Schritt 3

Perspektivische Korrekturen sind am leichtesten mit einer Orientierungslinie zu korrigieren. Verwenden Sie die Funktion "Ansicht/Lineale", um ein horizontales und vertikales Lineal an den Rändern des Dokumentfensters einzublenden.

Schritt 4

Ziehen Sie aus dem vertikalen Lineal eine Hilfslinie heraus. Klicken Sie dazu auf das Lineal und halten Sie die linke Maustaste gedrückt. Wenn Sie den Mauszeiger verziehen, erscheint die Hilfslinie. Ziehen Sie die Hilfslinie auf eine Position außerhalb der Bildmitte, da dort sowieso keine perspektivische Verzerrung zu sehen ist. Suchen Sie eine typische Linie, beispielsweise eine Gebäudekante oder eine andere Linie die senkrecht verlaufen müsste. Wenn Sie die linke Maustaste loslassen, wird die Hilfslinie platziert. Es ist durchaus empfehlenswert, eine weitere Hilfslinie in der linken Bildhälfte zu positionieren.

Schritt 5

Rufen Sie jetzt das Hilfsmittel "Objektauswahl" aus der Werkzeugleiste auf. In der Eigenschaftsleiste werden verschiedene Optionen zum aktuellen Werkzeug angeboten. Aktivieren Sie hier die Option "Perspektivenmodus". Beim Objekt werden danach an den Ecken runde Markierungspunkte angezeigt.

Schritt 6

Die Markierungspunkte können nach dem Anklicken mit gedrückter linker Maustaste verzogen werden. Um die Perspektive zu korrigieren, ziehen Sie die Punkte nach außen.

Schritt 7

Die Korrektur muss nicht sofort klappen. Da erst nach dem Loslassen der Maustaste eine Vorschau angezeigt wird, sind Korrekturen unumgänglich. Verziehen Sie die Markierungspunkte so lange, bis Ihnen das Ergebnis zusagt. Die Hilfslinien helfen bei der Beurteilung der senkrecht verlaufenden Linien. Hier sehen Sie schnell, ob weitere Korrekturen notwendig sind.

Schritt 8

Natürlich verschwinden durch die Korrektur im oberen Bereich Teile des Bildes. Dies lässt sich bei der perspektivischen Korrektur nicht vermeiden. Wenn Ihnen das Ergebnis zusagt, klicken Sie zum Zuweisen der Verzerrung doppelt innerhalb des Markierungsrahmens.

Erst nach dem Doppelklicken werden die Bilddaten berechnet und das Endergebnis angezeigt. So könnten Sie das folgende Ergebnis erhalten. Diese wenigen Arbeitsschritte haben Ihnen somit den Erwerb eines sehr teuren Shift-Objektivs erspart.