Fachartikel

In den Jahren 1994 und 1995 erschienen Artikel von mir in der renomierten Computerfachzeitschrift c't. Nachfolgend finden Sie alle erschienenen Artikel aufgelistet.  Eine kurze Beschreibung zeigt Ihnen, worum es in dem Artikel geht. Klicken Sie einfach auf den Link, um den gesamten Artikel zu lesen. Die Bilder in den Artikeln sind mit vergrößerten Darstellungen verknüpft.

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Ein ganz normales Foto

Ein ganz normales Foto

Report: Heft 9/1994 (S. 104) 5 Seiten

PC-Bildbearbeitung aus professioneller Anwendersicht

Mag es noch so einfach aussehen, ohne harte, konzentrierte Arbeit kommt man mit den elektronischen Hilfsmitteln der PC-Bildbearbeitung nur zu ungenügenden Resultaten. Was es zu bedenken gibt, mit welcher Gerätschaft und welchen Produkten man wann und wie hantieren sollte, darüber gibt unser Bericht Aufschluß.

Bekanntlich lassen sich mit Hilfe der Bildbearbeitung Fotos fast beliebig manipulieren. Daher ist es kaum noch möglich zu beurteilen, ob ein Foto die Realität wiedergibt oder ein Resultat von Bildmanipulation am Computer ist. So handelt es sich bei dem oben abgebildeten Foto des Brandenburger Tores keineswegs um ein `ganz normales Foto´, wie später zu zeigen ist.

Für professionelle Ergebnisse müssen verschiedene Punkte bei den einzelnen Arbeitsschritten ebenso beachtet werden wie die Auswahl der geeigneten Hard- und Software.

Gut ausgerüstet

Bei der Bildretusche spielt die verwendete Hardware eine wesentliche Rolle. Die Retusche auf dem PC stellt sehr hohe Anforderungen an den Rechner. Unter 32 MB RAM wird die Arbeit zum Geduldsspiel. Ist zu wenig Speicher vorhanden, nehmen die Kaffeepausen bei der Bearbeitung größeren Raum ein, als die Zeiten, in denen am Bild gearbeitet werden kann.

Die Minimalausrüstung für ein effizientes Arbeiten stellt deshalb ein 486 DX2/66 mit 32 MB RAM dar. Auch bei der Festplattenkapazität darf nicht gespart werden. Ein Foto in der Größe des einleitenden Bildes vom Brandenburger Tor hat als unkomprimierte TIFF-Datei einen Umfang von zirka 10 MB. Gewöhnlich speichert man während der Bearbeitung verschiedene Zwischenstufen ab, dementsprechend wird viel Festplattenkapazität benötigt. Als Minimum sollte ein freier Speicherplatz von etwa 200 bis 300 MB vorhanden sein. Das unter Windows angelegte Swapfile muß auch entsprechend groß angelegt werden. Als Richtlinie dient beim Einrichten die vierfache Größe der zu bearbeitenden Bildgröße: Will man also ein 10 MB großes Bild bearbeiten, sollte ein Swapfile von rund 40 MB vorhanden sein.

Der Grafikkarte kommt neben dem Rechner und dem RAM die größte Bedeutung zu. Lange Zeit waren die Grafikkarten die Schwachstellen im gesamten System. Die heute stark angepriesenen ATI-, MIRO- und V7-Beschleunigerkarten für Windows sind durchaus empfehlenswert, professionelle Arbeitsabläufe aber lassen sich meines Erachtens damit jedoch nicht erzielen (siehe Kasten `Es muß nicht immer Windows sein´).

Mit Schminke

An den verschiedensten Stellen werden heute bearbeitete Fotos eingesetzt. Ein weites Gebiet ist dabei die Werbung. Wo früher mit der Spritzpistole vom Fotoretuscheur Fotos `idealisiert´ wurden, kommen heute die EBV-Anlagen zum Einsatz. Allein die Regenbogenpresse `optimiert´ zirka 60 Prozent aller Fotos in ihrem Inhalt. Unter diesem Aspekt sollte man sehr sorfältig prüfen, ob ein veröffentlichtes Foto als Beweis für die Richtigkeit einer Aussage verwendet werden kann. Es ist heute ohne Schwierigkeiten möglich, Personen an einen Ort zu versetzen, an dem sie niemals gewesen sind. Weil bei digitalen Aufnahmen auch kein Originalnegativ mehr vorhanden ist, kann eine Manipulation nur sehr schwer nachgewiesen werden.

Hinzu kommen restaurierte Dokumentationsfotos und Hintergründe für Grafiken. Diese Hintergründe oder Texturen für 2D- oder 3D-Bilder bieten dem Grafikdesigner viele neue Möglichkeiten bei der Gestaltung.

Erfahrung tut not

Auch wenn die Werbung einen anderen Eindruck vermitteln möchte, ist es keinesfalls so, daß jedermann ohne Vorkenntnisse zu einem gut retuschierten Bild kommen kann. Ohne Erfahrungen in der Fotografie wird es zum Beispiel immer sehr schwierig sein, Schattenverläufe zu rekonstruieren oder Farbstiche objektiv zu beurteilen. Das dafür nötige `fotografische Auge´ erhält man erst nach einigen Jahren in der täglichen Praxis. Es gibt zu denken, daß bei der Computergrafik und der Bildbearbeitung explizit auf die Notwendigkeit dieser Vorkenntnisse hingewiesen werden muß.

Abgelegt - und wiedergefunden?

Gerade bei der Bearbeitung von Fotos sammeln sich im Laufe der Zeit die unterschiedlichsten Dateien an. Um den Überblick über die bearbeiteten Bilder zu behalten, ist es wichtig, eine sorgfältige Archivierung und Katalogisierung vorzunehmen. Im DOS-Bereich ist kein empfehlenswertes Programm zu nennen, da entweder die Bedienung oder das Preis/Leistungsverhältnis schlecht ist.

Seit einiger Zeit haben verschiedene Windows-Programme diese Lücke geschlossen. Neben den Datenbank-Programmen Superbase und Paradox für Windows sind einige reine Archivierungsprogramme empfehlenswert.

Hier sollte an erster Stelle das inzwischen bekannt gewordene Shareware-Programm PixFolio genannt werden. Dessen Vorteile liegen in der umfangreichen Anzahl an Importfiltern und der schnellen Bildarchivierung sowie Arbeitsgeschwindigkeit. Nachteil ist die etwas umständliche und Windows-untypische Bedienung. Bei der Aldus Collection wird eine `Light-Version´ des Programmes Imagepals mitgeliefert. Bereits in dieser abgespeckten Version bringt das Programm eine Arbeitserleichterung.

Ein ganz normales Foto
Bearbeitete Fotos können in 3D-Modellen weiterverwendet werden.

Ein Nachteil bei diesen Archivierungsprogrammen ist der benötigte Festplattenspeicher der Albumdateien. So kann ein Bildarchiv mit 400 gespeicherten Thumbnails von TGA-Files bis zu 30 MB groß werden. Dafür ist der Zugriff auf alle Informationen eines Bildes außerordentlich schnell.

In den neuen Versionen der Bearbeitungsprogramme wird eine `visuelle Dateiauswahl´ angeboten. So zeigen unter anderem Photo Styler, Fauve Matisse, CorelMosaic und Photo Publisher Thumbnails bei der Dateiauswahl an. Der Aufbau der Anzeige von Verzeichnissen verzögert sich allerdings bei der `visuellen Auswahl´, so daß jeder Anwender Anschaulichkeit gegen Zeitaufwand abwägen muß.

Alle Fotos, die für den Druck bestimmt sind, benötigen viel Speicherplatz, so ergeben sich auch bei großen Festplatten immer wieder Platzprobleme. Aus diesem Grund tritt das Medium CD immer stärker in den Vordergrund. Man erhält hier günstig hochwertige Scans der Photo CD, zudem wird kein Speicherplatz verschwendet. Erst bei der Bearbeitung eines Bildes muß es auf der Festplatte gespeichert werden.

Da die Preise für Writeable CDs im Laufe der nächsten Zeit vermutlich weiter sinken, können künftig die bearbeiteten Bilder bei akzeptablen Kosten auf eine CD zurückgeschrieben werden. Bereits jetzt bieten einige Fotofachlabors diesen Service an. Man liefert dazu die vorliegenden Daten der bearbeiteten Bilder entweder auf QIC-Streamer-Bändern, DAT-Bändern, SyQuest-Wechselplatten oder auf MO-Cartridges an das Labor. Dort werden die Daten entweder im TIF- oder im Photo-CD-Format (PCD) auf eine CD übertragen. Je nach Menge der Bilder liegen die Kosten zur Zeit um 10 DM pro Bild.

Aus dem Rechner

Lange Zeit war beim PC die Ausgabe von Bilddatenmaterial ein großes Problem. In der Zwischenzeit hat die Hard- und Softwareindustrie mit entsprechenden Geräten und gut ausgearbeiteten Treibern für Windows- und DOS-Software auf die Wünsche der Anwender reagiert. Einige Punkte müssen allerdings beachtet werden, wenn man von den Ergebnissen nicht enttäuscht sein will:

Ein ganz normales Foto
Interessante Möglichkeiten der Archivierung bietet das Shareware-Programm PixFolio.

Häufigstes Ausgabemedium ist der Drucker. Auf den Farbdruckern, die für den Verbrauchermarkt verfügbar sind, können zwar inzwischen ansehnliche Ergebnisse erreicht werden, eine perfekte Qualität ist aber nur mit sehr teuren Druckern zu erreichen. Von vielen Belichtungsstudios werden Ausdrucke auf Sublimationsdruckern preisgünstig angeboten. Da diese Farbausdrucke oft bereits für 10 bis 15 DM erhältlich sind, lohnt sich die Anschaffung eines teuren Farbdruckers nur selten. So sollte der Drucker am Arbeitsplatz lediglich für Preview-Zwecke eingesetzt werden.

Ein weiteres wichtiges Ausgabemedium ist das Dia. Aber gerade die Diabelichtung ist fehlerträchtig. Ein Dia sollte man grundsätzlich mit einer Auflösung von zirka 4000 Zeilen in der Horizontalen belichten. Nun werden Bildbearbeitungen oft in geringerer Auflösung hergestellt. Man vertraut dann auf die Interpolationsfähigkeiten von Programmen wie zum Beispiel Photoshop. Da aber die Programme beim Vergrößern von Bildern lediglich Bildpunkte zu den vorhandenen Pixelinformationen hinzufügen können, wird ein ursprünglich geringer aufgelöstes Bild niemals die Qualität eines von Beginn an hochaufgelösten Bildes erreichen. Zu niedrig aufgelöste Bilder sehen nach der Interpolation stets unscharf aus. Auch wenn die Bearbeitung eines 4000-Zeilen-Bildes deutlich länger dauert als die eines 1000-Zeilen-Bildes, sollte man diese Arbeitszeit in Kauf nehmen.

Für den professionellen Arbeitsbereich werden häufig Videoaufzeichnungen der bearbeiteten Bilder benötigt, beispielsweise, um sie in Animationssequenzen zu integrieren. Verschiedene Grafikkarten bieten - wie auch die Vista-Karte - Videoein- und -ausgänge an, um die Bilder auf Videorecorder übertragen zu können. Was die Qualität dieser Bilder betrifft, ergeben sich insofern keine Probleme, da die Videotechnik noch immer mit einer relativ geringen Auflösung arbeitet. So reichen 768 × 576 Pixel bei 24 Bit Farbtiefe aus, um Broadcast-Qualität zu erreichen. Das Medium Video war eines der ersten, bei dem der PC den Standard der Workstations nahezu erreichte.

Über die Ausgabe auf eine CD wurde bereits berichtet. In der Zukunft wird sich zeigen, inwieweit sich die Portfolio-CD, die Photo CD Pro oder ähnliche Produkte am Markt etablieren.

Auch exotische Ausgabewünsche lassen sich zwischenzeitlich in erstklassiger Qualität erfüllen. So können Bilddaten zum Beispiel auf Filmmaterial (für Kinofilme) belichtet werden. Die Kosten hierfür sind allerdings sehr hoch, und nur für kommerzielle Produktionen tragbar.

In den Rechner

Anhand des Fotos vom Brandenburger Tor sollen die Arbeitsschritte bei einer Bildbearbeitung näher erläutert werden.

Das Originaldia wurde zunächst auf eine Photo CD übertragen und dann in der Auflösung 2078 × 3072 Pixel (PCD-Format Base × 16) als TIFF-Datei zur weiteren Bearbeitung gespeichert.

Ein ganz normales Foto
Dieses Foto ist das unveränderte Originalbild, wie es auf der Photo CD gespeichert ist.

Ein weiteres wichtiges Ausgabemedium ist das Dia. Aber gerade die Diabelichtung ist fehlerträchtig. Ein Dia sollte man grundsätzlich mit einer Auflösung von zirka 4000 Zeilen in der Horizontalen belichten. Nun werden Bildbearbeitungen oft in geringerer Auflösung hergestellt. Man vertraut dann auf die Interpolationsfähigkeiten von Programmen wie zum Beispiel Photoshop. Da aber die Programme beim Vergrößern von Bildern lediglich Bildpunkte zu den vorhandenen Pixelinformationen hinzufügen können, wird ein ursprünglich geringer aufgelöstes Bild niemals die Qualität eines von Beginn an hochaufgelösten Bildes erreichen. Zu niedrig aufgelöste Bilder sehen nach der Interpolation stets unscharf aus. Auch wenn die Bearbeitung eines 4000-Zeilen-Bildes deutlich länger dauert als die eines 1000-Zeilen-Bildes, sollte man diese Arbeitszeit in Kauf nehmen.

Für den professionellen Arbeitsbereich werden häufig Videoaufzeichnungen der bearbeiteten Bilder benötigt, beispielsweise, um sie in Animationssequenzen zu integrieren. Verschiedene Grafikkarten bieten - wie auch die Vista-Karte - Videoein- und -ausgänge an, um die Bilder auf Videorecorder übertragen zu können. Was die Qualität dieser Bilder betrifft, ergeben sich insofern keine Probleme, da die Videotechnik noch immer mit einer relativ geringen Auflösung arbeitet. So reichen 768 × 576 Pixel bei 24 Bit Farbtiefe aus, um Broadcast-Qualität zu erreichen. Das Medium Video war eines der ersten, bei dem der PC den Standard der Workstations nahezu erreichte.

Über die Ausgabe auf eine CD wurde bereits berichtet. In der Zukunft wird sich zeigen, inwieweit sich die Portfolio-CD, die Photo CD Pro oder ähnliche Produkte am Markt etablieren.

Auch exotische Ausgabewünsche lassen sich zwischenzeitlich in erstklassiger Qualität erfüllen. So können Bilddaten zum Beispiel auf Filmmaterial (für Kinofilme) belichtet werden. Die Kosten hierfür sind allerdings sehr hoch, und nur für kommerzielle Produktionen tragbar.

Ein ganz normales Foto
Ein ganz normales Foto
Ein Bildausschnitt vor und nach der Bildbearbeitung

Mit Strategie

Die zur Verfügung stehenden Funktionen in den verschiedenen Programmen unterscheiden sich nur wenig. Deshalb ist die Arbeitsweise nahezu identisch. In der Praxis zeigt sich, daß es durchaus sinnvoll ist, mit verschiedenen Bildbearbeitungsprogrammen gleichzeitig zu arbeiten. Dabei sollte die jeweilige Funktionsvielfalt oder Geschwindigkeit eines Programmes ausgenutzt werden. Benötigt man die zahlreichen Effekte des Photoshop zum Beispiel nicht, bietet es sich an, im Photo Styler 1.0 zu arbeiten. Hierin stehen alle wirklich notwendigen Funktionen zur Bildergänzung bei sehr hoher Arbeitsgeschwindigkeit und optimaler Speicherausnutzung zur Verfügung. Wird in einem späteren Stadium der Bearbeitung ein spezieller Effekt benötigt, den das Programm nicht besitzt, speichert man das Bild und lädt es für diesen Effekt beispielsweise in Photoshop. Ist ausreichend Speicher vorhanden, lohnt es sich, mehrere Programme im Hintergrund laufen zu lassen.

Geschwindigkeitstests der einzelnen Programmfunktionen sind interessant: So wird ein Bild in Photoshop gegenüber dem Photo Styler dreimal schneller um 90 Grad gedreht. In CorelPaint benötigt das Rotieren rund 30 Prozent mehr Zeit als in Photoshop. Das Öffnen eines 10 MB großen Bildes hingegen geschieht in Photo Styler doppelt so schnell wie in Photoshop oder CorelPaint. Man sieht, es lohnt sich, Geschwindigkeitstests der einzelnen Funktionen durchzuführen.

Bei dieser Arbeitsweise lassen sich die Vorteile der Windows-Programme ausnutzen. DOS-Bildbearbeitungsprogramme können mit der Vista-Grafikkarte nicht im Multitasking arbeiten. Das Wechseln der Programme kostet dadurch Zeit. So sollte von Fall zu Fall entschieden werden, welche Arbeitsebene die sinnvollere ist. Werden nur selten Bilder bearbeitet, braucht man diese komplizierten Arbeitsschritte nicht extra auszutesten.

Was wie tun

Zu Beginn werden alle globalen Veränderungen am Bild vorgenommen. Neben der Optimierung des Bildkontrastes und der Helligkeit sollte das Bild geschärft werden. Gerade die Bilder der Photo CD weisen stets eine leichte Unschärfe auf. Die beste Wirkung wird mit dem Effekt `unscharf maskieren´ erreicht. Diese Art der Schärfung ist der traditionellen Arbeitsweise der Fotolabors angelehnt.

Als nächster Arbeitsschritt wird der endgültige Bildausschnitt festgelegt. Falls das Bild für weitere Projekte in unterschiedlichen Ausschnitten benutzt wird, sollte die Bildbearbeitung am gesamten Bild ausgeführt werden. Die nach diesen Arbeitsschritten hergestellte Datei speichert man als Zwischendatei ab. Es bietet sich bei der Bildbearbeitung grundsätzlich an, einige Dateien der einzelnen Arbeitsphasen aufzubewahren. Oftmals reicht der einfache Undo-Befehl nicht aus, um eine mißlungene Bearbeitung rückgängig zu machen.

Im Anschluß an die vorbereiteten Schritten beginnt die Bildveränderung und -ergänzung. Bei dem vorliegenden Bild sollten alle Menschen entfernt und Details optimiert werden. Leider stehen für derartige Bildveränderungen nur wenig Hilfsmittel zur Verfügung. Die störenden Bildteile werden mit anderen Bildpartien `zugedeckt´. Beachten sollte man aber, daß stets nur Teile des Bildes kopiert und an andere Stellen verschoben werden. Nur durch diese `Überlagerungstechnik´ ist gewährleistet, daß die Retusche natürlich aussieht. `Hinzugemalte´ Stellen sind leicht zu erkennen, da ein Foto aus sehr vielen Farbnuancen besteht, die man nicht nachempfinden kann.

Die Bearbeitung in solchen Fällen ist mit viel Fleißarbeit verbunden. Fast alle Bildteile können nur pixelweise ergänzt und verändert werden. Diese diffizile Arbeitstechnik kann einige Stunden Zeit in Anspruch nehmen. Nach dem Entfernen der Personen aus dem Bild standen verschiedene kleinere Optimierungen von Bildpartien an. Die fehlenden Teile des Gebäudes sind dabei frei nachempfunden, störende Bildteile wie Masten oder Schatten auf der Straße wurden mit der Methode des `Zudeckens´ aus dem Bild entfernt. Übrigens dauerte die gesamte Bearbeitungszeit an diesem Bild fast 10 Stunden.

Für die Ausführung dieser diffizilen, bildpunktgenauen Bearbeitungen ist eine Bildschirmwiedergabe von mindestens 1024 × 768 Bildpunkten bei 24 Bit Farbtiefe dringend zu empfehlen.

Ein ganz normales Foto
Ein ganz normales Foto
Welches Bild ist das Original und welches die Fälschung?

Vor dem Druck

Die Druckvorbereitung beginnt nach dem Fertigstellen aller Detailarbeiten. Der Wahl des Separationsprogrammes kommt dabei große Bedeutung zu. Hier hat sich in der Praxis das Grafikprogramm Arts & Letters Editor bewährt. Mit ihm können die qualitativ hochwertigsten Ergebnisse erzielt werden. Auch die Version des PageMaker 5.0 erreicht ordentliche Separationsergebnisse. So können die Bilder gemeinsam mit dem Text ausbelichtet werden, bisher geschah die Belichtung von Textfilm zu den Bildern separat. Neben den höheren Filmbelichtungskosten bedeutete dies auch zusätzliche Arbeitszeit beim Montieren der Filme. Bei der Wahl der Rasterwinkel und -weite sollte man sich auf die Angaben der Druckerei verlassen. Nach dem Festlegen der Rasterwinkel und -weite wird von den separierten Filmen ein Chromalin-Proof hergestellt, um die Wirkung beim späteren Druck genau beurteilen zu können.

Fälschung gleich Original

Bei der Beurteilung des Druckergebnisses des Beispielfotos läßt sich nicht mehr feststellen, ob eine Optimierung am Foto des Brandenburger Tores vorgenommen wurde, oder ob es sich um die Wiedergabe des Originaldias handelt. In diesem Fall wurde auf die Modifizierung hingewiesen. Da normalerweise bei Veröffentlichungen nicht angegeben wird, ob ein Foto verändert wurde, kann der Wahrheitsgehalt eines Fotos nicht festgestellt werden. So fällt es schwer, zu beurteilen, ob es sich um `ganz normale Bilder´ handelt, oder ob die `Normalität´ erst durch Retuschearbeiten am Computer entstanden ist.

Auch bei der Retusche des Schloß-Fotos fällt es schwer, `Original´ und `Fälschung´ zu unterscheiden. Grundsätzlich können bei der Retusche Bildelemente genausogut hinzugefügt wie entfernt werden. So mag die Statue im rechten Bild des Wolfenbütteler Schlosses ebenso eliminiert worden sein, wie sie in derlinken Abbildung hätte hineingesetzt werden können. Da es grundsätzlich schwieriger ist, zwei Aufnahmen zu einem harmonischen Neuen zusammenzufügen, als störende Bildelemente zu entfernen, liegt die Vermutung nahe, daß es sich bei dem Bild mit Statue um das Originalbild handelt. Letztendlich kann den Beweis jedoch nur der Fotograf des Bildes erbringen.

In dem Beispielbild des Brandenburger Tores wurde übrigens ein 17-mm-Objektiv bei der Aufnahme verwendet, um die gewünschte Wirkung der stürzenden Linien zu erreichen. Das Brandenburger Tor wirkt dadurch gewaltig. Sollen die stürzenden Linien nachträglich entfernt werden, bieten sich objektorientierte Programme wie Fauve Matisse, der Fraktal Painter oder CorelPaint 5.0 an. Diese Programme vereinen vektororientierte Arbeitstechniken mit bildpunktorientierter Arbeitsweise. So ist es möglich, veränderte Elemente dauerhaft zu speichern. Durch den Einsatz dieser Programme ergeben sich die verschiedensten neuen Gestaltungsmöglichkeiten. In der Zukunft werden sicher alle Grafikprogramme beide Arbeitstechniken unterstützen.

Noch mehr Effekte

Bildbearbeitungsprogramme wie Photoshop, Fauve Matisse, Mikrografx Publisher und auch die neuen Versionen des Photo Styler und von CorelPaint (s. diese c't, S. 49) unterstützen die sogenannte Plug-In-Schnittstelle. Dadurch ist es möglich geworden, zusätzliche Programmfunktionen in die bestehenden Menüs einzubinden. So können Drittanbieter Zusatzmodule wie Kai´s Power Tools anbieten. Leider fehlen bei vielen KPT-Filtern detaillierte Variationsmöglichkeiten.

Von Aldus werden die Aldus-Gallery-Effekte angeboten. Diese Collection beinhaltet 48 verschiedene Effekte, um Fotos in zeichnungsähnliche Vorlagen zu verwandeln. Darunter sind viele Variationen, die in den bisher erhältlichen Sammlungen noch nicht vorhanden waren.

Im Laufe der kommenden Zeit werden diese wirkungsvollen Effekte sicherlich weiter verfeinert werden. Den Grafikdesignern und Fotografen eröffnen sich dadurch faszinierende neue Gestaltungsmöglichkeiten.(ae)

Literatur

[1] Michael Gradias, Computergrafik in der Praxis, GMW c/o IWF, Göttingen 1994, ISBN 3-9803699-2-7

Es muß nicht immer Windows sein

Leider findet man selten Hinweise auf Grafikkarten, die unter DOS seit Jahren professionellen Ansprüchen genügen. Dazu zählen die Karten der Targa- und Vista-Serie. Diese Grafikkarten gehören auch in Amerika seit Jahren zum professionellen Standard. Die Preise liegen je nach Ausrüstung zwischen 2000 DM und 5000 DM.

Diese Grafikkarten funktionieren sämtlich nach dem 2-Monitor-Prinzip, das heißt, alle Menüoperationen werden auf dem `DOS-Monitor´ dargestellt, alle Bilddaten hingegen zeigt der `Grafikmonitor´.

Da die Programme, die unterstützt werden, ohne Ausnahme unter DOS laufen, sind dort Systemabstürze selten. Die Arbeitsgeschwindigkeit ist außerdem um ein Vielfaches höher als bei Windows-Programmen. In der Praxis bedeutet das: Für das Laden eines zirka 11 MB großen Bildes im Photoshop unter Windows mit einer MIRO 24 S und 32 MB RAM benötigt man mit einem 486 DX2/66 etwa 1 Minute, lädt man dasselbe Bild mit einer 4-MB-Vista-Grafikkarte auf demselben Rechner im Bildbearbeitungsprogramm Hi-Res QFXV, dauert der Ladevorgang weniger als 10 Sekunden.

Bei den neuen Vista-Grafikkarten läßt sich VRAM bis 64 MB installieren. Mit dieser Ausrüstung können auch problemlos Filmsequenzen ins RAM geladen und von dort in Realtime auf die entsprechenden Ausgabegeräte, zum Beispiel Videorecorder, überspielt werden. Den Karten sind auch Windows-Treiber beigelegt. Kritischen Praxistests halten diese Treiber jedoch nicht stand, da sie noch nicht ausreichend stabil laufen. Dazu kommt, daß die Vorteile der Vista-Karte, wie die effektive Speicherverwaltung, verlorengehen. Außerdem muß die hohe Investitionssicherheit dieser Karten hervorgehoben werden. Auch die 1990 vertriebenen Vista-Karten sind ohne Einschränkung heute noch zu verwenden. Bereits damals waren diese Karten technisch ausgereift.

Lediglich ihre Standardsoftware unterliegt einem starken Preisverfall. So erhält man die Standardbildbearbeitungssoftware TIPS heute für ungefähr 4000 DM, das vektor- und bildpunktorientierte Bildbearbeitungsprogramm Hi-Res-QFXV von Ron Scott Inc. für rund 2500 DM, das Standardvektorprogramm RIO für zirka 4000 DM, die Präsentations- und Betitelungssoftware INSCRIBER für etwa 4000 DM und das High-End-3D-Modelling- und Animationsprogramm TOPAS für annähernd 4600 DM.

Hervorstechendes Merkmal all dieser Programme ist die absolute Professionalität, das heißt, bei all diesen Programmen wird auf jegliche Spielerei bei den Funktionen verzichtet, die Arbeitsgeschwindigkeit ist ausgesprochen gut und die erreichbare Bildqualität durch integriertes Antialiasing bei 32-Bit-Farbtiefe perfekt. Die Programme erzeugen übrigens Bilder im TGA-Format.

Die Nachteile dieser Programme liegen unter anderem in einer antiquierten Bedienung. Für ein effizientes Arbeiten ist deshalb ein koordiniertes Zusammenspiel mit Windows-Programmen wie zum Beispiel Photoshop, Photo Styler, Fauve Matisse und CorelDraw sowie CAD-Programmen erforderlich. Es bleibt abzuwarten, ob die seit der letzten CeBIT erhältlichen 3D-Windows-Programme wie zum Beispiel TrueSpace dem bisher bei Profis dominierenden TOPAS und dem AutoDesk-Animator Paroli bieten können. Die Bedienungsfreundlichkeit ist zwar ein wichtiges Kriterium, bei fehlender Arbeitsgeschwindigkeit nutzt die schönste Bedienoberfläche aber wenig.

Effekte behutsam einsetzen

Ist ein Foto erst einmal retuschiert, stehen zahlreiche Möglichkeiten der Weiterverwendung zur Verfügung. So können die unterschiedlichsten Effekte angewandt werden. Dabei sollte man beachten, daß sich gerade die gängigen Bildeffekte schnell abnutzen. Eine sparsame und sinnvolle Verwendung ist empfehlenswert.

Der Einsatz neuer Varianten der bekannten Effekte verhindert unter Umständen das `Abnutzen´. Im Foto mit den auseinandergeblätterten Gesichtern wurde der Effekt `Page Curl´ aus Kai´s Power Tools (KPT) verwendet. Da dabei immer die verbleibende Ecke in der Untergrundfarbe dargestellt wird, wurde in die verbleibende Hintergrundfläche ein anderes Bild eingeklinkt. Bei beiden Fotos handelt es sich um Nahaufnahmen von Geldscheinen.

Ein farbiger Emboss-Effekt kam auch beim Manipulieren des Fotos vom Wolfenbütteler Schlosses zum Einsatz. Üblicherweise wird der Relief-Effekt nur in grauer Farbe hergestellt. Durch den Einsatz des farbigen Prägens wirkt das Bild deutlich interessanter.

Das Foto mit den Blumen zeigt die Umwandlung in ein ölbildähnliches Gemälde. Dieses Bild wurde mit Hilfe von Hi-Res-QFXV-Effekten innerhalb einer Minute hergestellt.

Da die Effekte der Bildbearbeitungsprogramme viel Rechenzeit in Anspruch nehmen, bietet es sich an, diese Modifikationen an Previews in geringerer Auflösung auszuprobieren. Die neueren Versionen der Standardbildbearbeitungsprogramme bieten einen Vorschaumodus an, um die Wartezeit zu verringern. Ist diese Funktion nicht vorhanden, sollte speziell für diese Effekt-Tests ein `Preview-Bild´ in niedriger Auflösung hergestellt werden.

Die vorhandenen Bilder können mit Hilfe von Präsentationsprogrammen zur Diashows zusammengestellt werden. Von Programmen wie CorelShow 4.0 ist in diesem Fall dringend abzuraten. Die Geschwindigkeit bei der Erstellung und Vorführung von Präsentationen ist bei diesem Programm ungenügend. Dagegen kann das DOS-Programm Panorama, das die Vista-Karte unterstützt, mit enormen Geschwindigkeiten glänzen. Bei der Entwicklung neuer Versionen von Windows-Präsentationsprogrammen müssen die Programmierer noch einige Schwachstellen beseitigen, ehe die Verwendung interessant wird.

Ein ganz normales Foto
Farbige Emboss-Effekte sind weit interessanter als die gängigen einfarbig grauen Reliefs.
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Mit den Plug-in-Filtern der Kai´s Power Tools lassen sich Effekte herstellen.
Ein ganz normales Foto
Hier kamen Hi-Res-QFXV-Effektfilter zum Einsatz.

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