Bildbearbeitung: Workshop Corel Photo-Paint 7
PC Praxis Plus: Heft 11/1997 (S. 103) 4 Seiten
Kennen Sie das auch: Sie haben ein älteres Bild, das Sie restaurieren wollen. In unserem Workshop wollen wir mit dem Bildbearbeitungsprogramm CorelPhoto-Paint 7 ein solches Bild bearbeiten. Unsere gescannte Vorlage sehen Sie in Abbildung 1.
Achten Sie beim Scannen des Bildes auf die richtige Auflösung. Unser Beispielbild ist 5 Zentimeter breit und hat eine Auflösung von 300 dpi. Diese Auflösung wird benötigt, wenn Sie ein Bild drucken wollen. Daß Sie beim Scannen eine fusselfreie Vorlage verwenden, die Sie gerade im Scanner plazieren, ist eine Grundvoraussetzung für einen optimalen Scan.
Die Bildgröße verändern
Wie erfahren Sie die Daten eines bereits bestehenden Bildes? Sie können sich mit der Funktion "Bild/Info" alle relevanten Daten des aktuell geöffneten Dokuments anzeigen lassen.
In dem Dialogfeld können Sie unter anderem die Ausmaße des Bildes und die Auflösung ablesen. Zur Änderung der Auflösung dient die Funktion "Bild/Probebild".
Die Bezeichnung dieser Funktion mag etwas irritieren. Sie dient nicht zur Erzeugung einer "Probeversion". Im Gegenteil: Mit dieser Funktion wird die Anzahl der im Bild vorhandenen Pixel verringert oder erhöht, wenn Sie die Funktion "Originalgröße beibehalten" deaktivieren. Ist die Option "Anti-Aliasing" in der Rubrik "Verfahren" eingeschaltet, entsteht ein saubereres Ergebnis. Deshalb sollten Sie immer darauf achten, daß diese Option aktiv ist. Um die Proportionen des Bildes zu erhalten, schalten Sie die Option "Seitenverhältnis beibehalten" ein.
Das Bild analysieren
Als nächstes wollen wir einmal die Qualität des Bildes anhand eines Diagramms überprüfen. Rufen Sie dazu die Funktion "Bild/Histogramm" auf. CorelPhoto-Paint analysiert alle Bildpunkte des Bildes und zeigt das Ergebnis in der Kurve an. An der Höhe der Kurve läßt sich ablesen, wieviele Pixel eine bestimmte Helligkeit aufweisen. Unter dem Histogramm sehen Sie an dem Verlauf, um welche Helligkeitsstufen es sich handelt. Sehen wir uns einmal das Beispiel an. Links ist in der Kurve ein "Berg". Das bedeutet, daß viele dunkle Farben im Bild vorhanden sind. Im mittleren Bereich ist die Kurve dagegen flach, die "Mitteltöne" sind also weniger vertreten. Auf der rechten Seite, auf der die hellen Töne angezeigt werden, ist nochmals eine Spitze, die zeigt, daß viele helle Bildpunkte vorhanden sind. Ein Schwachpunkt des Bildes ist sofort zu erkennen: Es gibt zu Beginn und am Ende der Skala sehr viele Helligkeitsstufen, die im Bild gar nicht auftauchen.
Sie können sich auch anzeigen lassen, wieviele Pixel eines einzelnen Farbtons im Bild vorhanden sind. Halten Sie den Mauszeiger in das Histogramm. Klicken Sie an die gewünschte Stelle. Im Feld "Pixel" können Sie dann ablesen, wieviele Pixel mit diesem Helligkeitswert im Bild vorhanden sind. In der Histogramm-Abbildung sehen Sie, daß es 974 Pixel mit der Helligkeitsstufe 128 im Bild gibt. Wenn Sie die Maustaste gedrückt halten und dann zu einer Seite ziehen, erhalten Sie einen Bereich, dessen Werte dann angezeigt werden.
Das Bild wird freigestellt
Die Werte des Histogramms sind noch etwas verfälscht, da sich Bereiche im Bild befinden, die gar nicht benötigt werden: der Rand des Bildes. Diesen Bereich entfernen wir deshalb mit dem Hilfsmittel "Beschneiden".
Klicken Sie nach der Auswahl des Werkzeugs an die obere linke Ecke des Bildbereichs, den Sie freistellen wollen. Halten Sie dann die Maustaste gedrückt, und ziehen Sie ein Rechteck auf, das den freizustellenden Bereich umschließt. Danach können Sie das Rechteck an den acht Markierungspunkten noch verändern, die den markierten Bereich umgeben. An den Eckpunkten wird skaliert, an den Mittelpunkten gedehnt. Erst wenn der gewünschte Bereich korrekt markiert ist, klicken Sie doppelt innerhalb des Bereichs, um die Freistellung vorzunehmen.
Das Bild optimieren
Im nächsten Arbeitsschritt soll das Bild optimiert werden. Um die notwendigen Korrekturen vorzunehmen, gibt es wieder verschiedene Wege. Der einfachste besteht darin, die Funktion "Bild/Anpassen/Automatischer Ausgleich" aufzurufen. Dann ermittelt CorelPhoto-Paint selbständig die optimalen Werte. Wir wollen der Automatik aber nicht vertrauen und eine manuelle Korrektur vornehmen. Rufen Sie dafür die Funktion "Bild/Anpassen/Ebenenausgleich" auf, die auch mit der Tastenkombination Strg-E. erreicht wird. Das Dialogfeld enthält sehr viele Einträge, die zunächst etwas verwirren.
Auch in diesem Dialogfeld gibt es das Histogramm, an dem Sie sich orientieren können. Allerdings sehen wir jetzt zwei Kurven im Histogramm: eine schwarze, die die Ursprungswerte anzeigt, und eine rote, an der die Veränderungen angezeigt werden. Über dem Histogramm befinden sich jeweils außen zwei kleine Dreiecke, mit denen Sie die Einstellung verändern können. Außerdem ist die Eingabe in den darüberstehenden Eingabefeldern möglich. Zunächst wollen wir diejenigen Außenbereiche entfernen, die keine Werte enthalten. Ziehen Sie dazu die kleinen Dreiecke so weit nach innen, daß die Kurve bis zum Rand verläuft. Die verbleibenden Helligkeitswerte werden dann "auseinandergezogen". Dies hat zur Folge, daß unser Beispielbild kontrastreicher wird. Das liegt daran, daß Pixel, die vorher dunkelgrau waren, nun schwarz sind. Pixel, die ursprünglich hellgrau waren, sind nach der Änderung weiß. Sie sehen die gestreckte Kurve in der roten Kurve des Dialogfelds. Nachdem wir nun die dunklen Bereiche - die Schattenpartien - ebenso wie die hellen Partien - die Lichter - optimiert haben, müssen noch die mittleren Töne angepaßt werden. Diese Änderung wird über die Gamma-Anpassung vorgenommen. Der Standardwert ist hier 1,0. Bei höheren Werten wird das Bild heller, bei niedrigeren dunkler. Um unser Bild leicht aufzuhellen, wählen wir die Einstellung 1,1. Damit Sie die Wirkung am Vorschaubild beurteilen können, klicken Sie nun auf die Vorschau-Schaltfläche.
Der Farbmodus wird verändert
Unser Beispielbild liegt noch immer als RGB-Bild vor - es ist also ein Farbbild. Bevor wir mit der Korrektur der Bildfehler beginnen, wollen wir den Farbstich, der noch im Bild vorhanden ist, entfernen. Dazu gibt es verschiedene Methoden. Zum einen können Sie mit der Funktion "Bild/Anpassen/Farbton/Sättigung/Helligkeit" oder der Tastenkombination Strg-Umschalt-U das Dialogfeld öffnen, das Sie in der nebenstehenden Abbildung sehen.
In einem Vorschaubild können Sie sehen, wie sich die Änderungen am Bild auswirken. Reduzieren Sie die Sättigung auf den niedrigsten Wert, der möglich ist: -100. Damit werden alle Farbtöne entfernt. Klicken Sie zur Beurteilung auf die Vorschau-Schaltfläche.
Wir wählen aber eine schnellere Variante zur Entfernung des Farbstichs. Rufen Sie dazu die Funktion "Bild/Farbformat ändern/Graustufen" auf. Nun sind alle Farbinformationen aus dem Bild entfernt, es besteht nur noch aus Graustufen. Da wir später aber dem Bild einen Farbstich verpassen wollen, konvertieren wir das Bild nun mit der Funktion "Bild/Farbformat ändern/RGB-Farben" zurück. Nach dieser zweifachen Konvertierung haben wir ein "schwarzweißes Farbbild". Zum Abschluß der Arbeit wird das Ergebnis eingefärbt. Dieses Zwischenstadium sehen Sie im nächsten Bild.
Objekte verwenden
Als nächstes wollen wir die schadhaften Stellen des Bildes ausbessern. Damit die Änderungen nicht "endgültig" sind, soll eine besondere Technik angewendet werden.
In CorelPhoto-Paint können Sie "Objekte" erzeugen. Zur Verwaltung der Objekte steht ein eigener Menüpunkt zur Verfügung. Bei Objekten handelt es sich um Bildelemente, die über dem Hintergrundbild plaziert sind. Sie können verschoben oder anderweitig transformiert werden, ohne daß sich der Inhalt des Hintergrundbildes verändert. Die Objekte werden in einem eigenen Rollup-Menü verwaltet, das Sie mit "Ansicht/Rollups/Objekte" oder Strg-F7 öffnen. Wenn Sie dieses Rollup-Menü geöffnet haben, klicken Sie auf die Schaltfläche "Ebene". Rufen Sie danach die Funktion "Objekt/Neues Objekt" auf. Wie Sie in dem Rollup-Menü sehen, ist nun ein neues Objekt vorhanden, das automatisch aktiviert wird.
Sie können nur das jeweils aktive Objekt bearbeiten. Ein Stift vor der Objektbezeichnung zeigt das aktive Objekt an. Mit einem Klick auf das Augensymbol können die Objekte angezeigt oder ausgeblendet werden. Das aktive Objekt kann allerdings nicht ausgeblendet werden.
Die geeignete Spitzenform
Für unsere nächsten Arbeitsschritte benötigen wir das Hilfsmittel "Klonen". Es ist das letzte Werkzeug in der Palette. Die Einstellungen der Hilfsmittel nehmen Sie am leichtesten über die neue Eigenschaftsleiste vor, die Sie mit "Ansicht/Eigenschaftsleiste" einblenden können.
Um mit einem Malhilfsmittel arbeiten zu können, muß zunächst die Spitze definiert werden. Sie legen also praktisch fest, wie dick der Pinsel sein soll. Das geeignete Maß ist abhängig von der Auflösung des Bildes. CorelPhoto-Paint hat einige vordefinierte Spitzenformen, die über das vierte Listenfeld in der Eigenschaftsleiste aufgerufen werden.
Für das Klonen-Hilfsmittel sollten Sie eine Spitze aussuchen, die einen weich auslaufenden Rand hat, damit die Bildkorrektur nicht auffällt. Wir wählten eine Spitze mit einem Durchmesser von 10 Pixeln. Nach der Wahl der Spitze können wir mit der Korrektur der fehlerhaften Stellen beginnen. Alle Fussel, Kratzer oder andere Fehler sollen entfernt werden. Erliegen Sie nicht der Versuchung, den Filter "Effekte/Rauschen/ Staub & Kratzer" zu verwenden: Auch in der Optimaleinstellung bewirkt er nicht viel. Es werden nur einige wenige Fussel entfernt. Verändert man die Werte, wird das Bild unscharf - die Fussel sind allerdings noch vorhanden.
Das Klonen von Bereichen
Mit dem Klonen-Hilfsmittel übertragen Sie Bildbereiche an andere Stellen des Bildes. Der Mauszeiger dieses Hilfsmittels besteht aus zwei Teilen, einem Kreuz und einem Kreis. Das Kreuz markiert die kopierte Stelle, der Kreis zeigt an, wo die Kopie plaziert wird. Beim ersten Aufruf des Hilfsmittels befinden sich beide Elemente direkt übereinander.
Um den Ursprung zu setzen, klicken Sie einmal mit der rechten Maustaste. Damit ist das Kreuz fixiert. Klicken Sie nun an die fehlerhafte Bildstelle. Diese wird dann mit der Stelle bedeckt, an der sich das Kreuz befindet - der Bildfehler ist retuschiert.
Wenn Sie danach den Mauszeiger weiterbewegen, wandert der Ursprungspunkt immer weiter mit. Nun folgt der aufwendigste Arbeitsschritt. Sie müssen alle Bildbereiche übermalen, die Fehler enthalten. Dabei wird es immer wieder vorkommen, daß Sie den Ursprung ändern müssen. Klicken Sie dann einfach wieder mit der rechten Maustaste. Bei sehr kleinen Fehlern müssen Sie unter Umständen auch die Spitze verkleinern.
Um die Änderungen detailliert vornehmen zu können, sollten Sie einen möglichst großen Ansichtsmodus wählen. Dies geht am schnellsten, wenn Sie einen der vorgegebenen Werte aus dem Zoomfeld der Symbolleiste auswählen.
Die Orientierung
Bei der vergrößerten Darstellung werden Sie - je nach Bildgröße - nur einen Teil des Bildes sehen. Sie können dann mit den Rollbalken den sichtbaren Bildausschnitt verschieben.
Es geht aber auch einfacher: In der rechten unteren Ecke befindet sich eine Schaltfläche. Klicken Sie darauf und halten Sie die Maustaste gedrückt. Dann wird das Navigator-Fenster geöffnet, in dem Sie den sichtbaren Bildausschnitt verschieben können. Hier können Sie genau erkennen, wo Sie sich innerhalb des Bildes befinden. Bessern Sie in dieser vergrößerten Ansicht die beschädigten Stellen nach und nach aus.
Die Ebene nutzen
Wir haben ja alle Änderungen auf der neu erstellten Ebene ausgeführt. Diese kann nun auch genutzt werden, um die Änderungen anzusehen, die am Bild vorgenommen wurden. Wenn die Hintergrundebene durch einen Klick auf das Augensymbol in dem Objekte-Rollup ausgeschaltet wird, sehen Sie gut, an welchen Stellen das Bild verändert wurde.
Wie sich diese Änderungen auf das Bild auswirken, zeigt das nächste Bild.
Diese getrennte Ebene ist auch sinnvoll, wenn Sie an einzelnen Stellen eine Änderung zurücknehmen möchten. Verwenden Sie dann einfach den Radierer. Wird die getrennte Ebene nicht mehr benötigt, kann sie mit dem Hintergrund verschmolzen werden. Benutzen Sie dazu die Funktion "Objekt/Kombinieren/Alle Ebenen mit Hintergrund".
Die Schärfe korrigieren
Zur Korrektur der Bildschärfe sollten Sie immer die Funktion "Effekte/Schärfe/Unscharfmaske" verwenden. Damit erzeugen Sie die besten Ergebnisse. Experimentieren Sie mit dem Prozentwert und dem Radius, um die geeignete Schärfung zu erreichen.
Nach dem Schärfen kann es passieren, daß noch vereinzelt weitere Fussel sichtbar werden, die dann ebenfalls korrigiert werden müssen.
Das Einfärben des Bildes
Im letzten Arbeitsschritt soll das Bild eingefärbt werden, um ein interessanteres Ergebnis zu erhalten.
Dafür verwenden wir die Funktion "Bild/Anpassen/Farbton". In dem Dialogfeld können Sie anhand von Vorschaubildern auswählen, wie das Bild verändert werden soll. Die Stärke der Veränderung kann mit dem Schritt-Regler variiert werden. Wir stellen hier einen Wert von 30 ein.
Danach klicken wir einmal auf das Feld "Mehr Rot" und einmal auf das Feld "Mehr Gelb". Sie können mehrere Vorschau-Bilder nacheinander anklicken, bis das gewünschte Ergebnis erreicht ist.
Das Ergebnis
Mit diesem letzten Schritt ist unser Ziel erreicht: Unser altes, zerknittertes Foto ist wieder vorzeigbar.
Originalbild vor der Bearbeitung (links): Das Alter des Bildes macht sich bemerkbar durch Kratzer, Fehlbelichtung und überflüssige Ränder
Ergebnis des Workshops (rechts): Nach der Bearbeitung des Bildes
erscheint es in neuem Glanz. Wir haben Bildfehler beseitigt und das Foto
sepiafarben getönt, da wir seine Qualität verbessern, nicht aber sein
Alter vertuschen wollten