Software: Heft 02/1998 (S. 45) 3 Seiten
Pünktlich zum neuen Jahr kommt CorelDraw 8 in deutscher Fassung auf den Markt. Nachdem wir ja die englische Beta-Version schon kurz getestet haben, installieren wir nun die deutsche Endversion mit gewisser Skepsis
Die Installation des Corel-Programmpaketes nimmt gut 20 Minuten und rund 200 MB Festplattenspeicher in Anspruch. Falls auch das 3D-Programm installiert wird, kommen noch einmal knapp 70 MB dazu.
Neugierig durchstöbern wir nach dem Neustart des Rechners erst einmal die Corel-Programmgruppe, um festzustellen, welche Programme noch im Paket enthalten sind. Hier tut sich ja bei Corel immer einiges.
Neben dem Kernstück des Pakets, dem Vektorgrafik-Programm Draw, sind auch wieder das Bildbearbeitungsprogramm Photo-Paint und das 3D-Modelling-Programm Dream 3D enthalten. Schön, daß auch noch Corel Texture dabei ist - damit lassen sich eindrucksvolle Hintergründe und Texturen für Grafiken erstellen.
Praktisch ist der Bitstream Font Navigator. Damit können Sie schnell und einfach all die herrlichen Schriften verwalten, die Corel im Paket mit ausliefert. Bei dem Programm gibt's nicht viel zu erlernen; es läßt sich intuitiv bedienen.
Im Gegensatz zur Beta-Fassung ist CorelCapture - das Utility für Bildschirmfotos - nun in der Lage, den aktuellen Mauszeiger zu erfassen - auch wenn dieser keinen einfachen Pfeil zeigt. Darauf haben wir schon seit vielen Versionen gewartet! Das Programm besteht nur aus einer Eigenschaftsleiste; eine "normale" Programmoberfläche gibt es nicht.
Bei CorelDream 3D hat sich gegenüber der Vorgängerversion nicht viel geändert. CorelPhotoPaint bietet allerdings einige Neuerungen. Wie fast bei jeder Version hat man den Photoshop-Versionen integriert. So gibt es jetzt zum Beispiel Effekt-Linsen, mit denen Kontrast, Helligkeit, Farbe und andere Werte verändert werden können. Damit können Sie Bilder umfangreich retuschieren und zum Beispiel Farbstiche korrigieren, Kontrastschwächen ausgleichen oder zu dunkle Bildpartien aufhellen. Praktisch dabei ist, daß auch bei Änderungen die ursprünglichen Bilddaten erhalten bleiben. Wird die Linse gelöscht, ist das Bild wieder in seiner Originalfassung zu sehen. Das spart nicht nur Arbeitszeit und Festplattenspeicher, sondern ermöglicht kreativeres Arbeiten, da Sie Änderungen jederzeit wieder verwerfen können. Auch die Bild-Ebenen-Verwaltung wurde deutlich erleichtert. So lassen sich die Ebenen jetzt per Drag&Drop verschieben.
Nun wird es Zeit, daß wir uns ansehen, was das Hauptprogramm an Neuerungen vorzuweisen hat. Nach dem Start fällt als erstes das "flache Design" auf: Die dreidimensionale Darstellung der Schaltflächen erscheint erst dann, wenn Sie den Mauszeiger darüber bewegen. Dieses Design finden Sie jetzt in allen Programmen des Pakets.
Klar, daß wir auch gleich die Funktionen ausprobieren, die in der Beta noch nicht - oder nur fehlerhaft - arbeiteten. Die sogenannten "Andock-Fenster" funktionieren nun einwandfrei und logisch. Dieses neue Bedienelement läßt sich am Rand der Arbeitsfläche "andocken" und bei Bedarf aufklappen.
Eine sehr interessante neue Funktion ist das interaktive Werkzeug für weiche Schatten. Wir lernen es in einem Workshop noch genauer kennen. Damit können Sie - wie unser Beispiel zeigen wird - Schattierungen mit stufenlosen Übergängen erzeugen und dabei erstklassige Ergebnisse erzielen. Leider dauert es selbst bei leistungsfähigen Rechnern mit viel RAM sehr lange, bis das Dokument geladen wird, in dem solche Schatten verwendet wurden. Schade!
Für die interaktiven Werkzeuge wurde ein neues Fly-out-Menü geschaffen. Es wäre gut, wenn darin auch noch die interaktiven Funktionen für füllung und Transparenz aufgenommen würden, die noch als eigenständige Werkzeuge in der Hilfsmittelleiste zu finden sind.
Innovatives gibt es auch bei der Farbzuweisung. Halten Sie die Maustaste etwas länger auf einem Farbfeld stehend gedrückt, erscheint eine Matrix, in der Sie zwischen benachbarten Farben den passenden Farbton auswählen können. Auch das Mischen von Farben ist per Tastendruck möglich. Leider steigt die Einarbeitungszeit mit jeder Corel-Version in dem Maße an, in dem die Funktionsvielfalt wächst. Für Einsteiger ist dies nicht von Vorteil, denn die teilweise sehr komplexen Funktionen sind nicht einfach zu bedienen. Sinnvolle Neuigkeiten, wie zum Beispiel der neue Farbpaletten-Editor oder der Assistent zum Vorbereiten von Daten für das Belichtungsstudio gehen in dem Funktionswirrwarr völlig unter. Der Anfänger muß mit langen Einarbeitszeiten rechnen, um den Funktionsumfang voll ausnutzen zu können.
1. Gedanken gemacht haben sich die Entwickler schon: Einige - zunächst eher unspektakulär erscheinende - sind phantastisch. Man möchte sie bald nicht mehr missen. Und wie immer kommt der engagierte Anwender um den Kauf der neuen Version eigentlich nicht herum. Hat es Sie auch schon immer geärgert, daß zum Ausrichten von Objekten das entsprechende Dialogfeld geöffnet werden mußte? Kein Problem! In der neuen Fassung reicht das Betätigen einer einzigen Taste aus, um die ausgewählten Objekte auszurichten.
2. Außerdem können Sie jetzt einen Zoomwert ganz simpel über das Listenfeld speichern. Tippen Sie einfach einen Namen ein, und schon wird die Ansicht gespeichert und automatisch zu den Ansichten im Ansichten-Manager hinzugefügt.
3. Ungewohnt, aber durchaus nützlich sind die neuen Hilfslinien. Sie werden jetzt (wie fast) normale Objekte behandelt. Wählen Sie also einfach mehrere auf einmal aus, und verschieben Sie sie in einem Rutsch. Toll!
4. Praktisch ist auch die Option, daß nun neben den Markierungs- auch die Knotenpunkte angezeigt und bearbeitet werden können - und das ohne Werkzeugwechsel. Das spart Arbeitszeit und ist logisch. Befinden Sie sich mit dem Mauszeiger über einem Knotenpunkt, kann dieser bearbeitet werden; wechseln Sie dagegen zu einem Markierungspunkt, ist die gewohnte Objekt-Transformation möglich.
5. Kennen Sie das auch: Immer wieder verschieben Sie in komplexen Grafiken Objekte, die gar nicht gemeint waren. Das kann in der neuen CorelDraw-Version nicht mehr passieren. Jetzt sperren Sie einfach die Objekte, die Sie nicht benötigen. Ein versehentliches Transformieren ist nun ausgeschlossen, da bei gesperrten Objekten keine Veränderungen möglich sind.
6. Wollten Sie während des Verschiebens schon immer mal sehen, was Sie eigentlich verschieben? Corel 8 zeigt es. Drücken Sie dazu die Tabulator-Taste. Damit wechseln Sie die Ansichtsqualität beim Verschieben. Neben dem sonst üblichen Vorschaurahmen kann nun alternativ die normale Ansicht beim Verschieben verwendet werden.
7. Für die Praxis ist wichtig, daß eine Rücknahme von Befehlen auch über die letzte Speicherung hinweg möglich ist, und daß in Mengentextrahmen jetzt auch Grafiken integriert werden können.
8. In früheren Versionen konnte man nur mit geraden Linien Bildteile ausschneiden. In der neuen Version haben die Programmierer auch die Messer-Hilfsmittel überarbeitet. Nun können Sie auch in Kurven und freien Formen schneiden.
Auch bei den Web-Funktionen hat Corel kräftig zugelegt. Sie können jetzt Listenfelder oder Schaltflächen in Ihre Grafiken aufnehmen. Die wichtigste Neuerung betrifft aber den Export. Der Umweg über Corel Barista war in der letzten Version mühselig, da das Laden der Bilder und Objekte viel zu lange dauerte.
Jetzt ist der "normale" HTML-Export möglich. Das Dokument wird dabei automatisch in Text und Grafikelemente aufgeteilt. In all unseren Versuchen klappte dies auch bei komplexen Dokumenten reibungslos, so daß nun praktisch jede in Corel gestaltete Seite auch problemlos im Browser geladen werden kann. Ein Assistent unterstützt Sie beim Export.
In der neuen CorelDraw-Version gibt es einige interessante Neuerungen, wie zum Beispiel den weichen Schatten und den verbesserten Web-Export. Leider wird Corel aufgrund der vielen neuen Funktionen auch immer unübersichtlicher. Wer bereits mit CorelDraw arbeitetund die neuen Funktionen benötigt, dem kann Corel 8 empfohlen werden. Für Neueinsteiger ist diese Version nur bedingt zu empfehlen, denn der Lernaufwand ist aufgrund der Funktionsvielfalt und komplexen Bedienung enorm.
Anbieter:
Corel Corporation
Info: Tel. 0130/815074
Preis: DM 999,-
Rechneranforderung: Pentium 133; 32 MB
Betriebssystem: Windows 95
Erreichte
Punkte:
Preis/Leistung: 13 von 20; Bedienerfreundlichkeit: 14 von
20; Nutzen: 16 von 20; Grafik: 16 von 20; Geschwindigkeit:
13 von 20
Punkte gesamt: 72
Mit einigen wenigen Arbeitsschritten läßt sich ein sehr beeindruckender plastischer Schriftzug erzeugen.
1. Zeichnen Sie als erstes mit dem Rechteck-Hilfsmittel, das Sie in der Werkzeugleiste als fünftes Symbol finden, ein Rechteck.
2. Dieses Rechteck wird nun gefüllt. In der Hilfsmittelleiste gibt es als letzte Schaltfläche ein Fly-out-Menü. Klicken Sie arauf, um auf die verschiedenen Fülloptionen zugreifen zu können.
3. Mit dem vierten Symbol können Sie fraktale Füllmuster erzeugen. Klicken Sie auf diese Schaltfläche, um das folgende Dialogfeld zu öffnen. In unserem nächsten Bild sehen Sie die von uns verwendeten Einstellungen.
4. In den Farbfeldern "1." und "2. Mineral" werden die Farben eingestellt, die das Aussehen des Musters bestimmen. Klicken Sie auf die Farbfelder, um die Farbpalette zu öffnen. Suchen Sie sich eine passende Farbe aus - wir wählten zwei Blautöne in unterschiedlichen Helligkeiten. Damit ergibt sich ein harmonischer, leicht strukturierter Untergrund. So wird unsere Grafik aufgelockert.
5. Als nächstes benötigen wir das Text-Werkzeug. Sie erkennen es in der Hilfsmittelleiste an dem Symbol "A". Mit diesem Text-Werkzeug plazieren wir nun unseren Test. Klicken Sie bei aktiviertem Werkzeug auf die Stelle im Bild, an der der Text beginnen soll.
6. Als Schrifttype wählen wir Die Schrift "VAG Rounded BR". Sie wird über das erste Listenfeld in der Eigenschaftsleiste ausgewählt. Ein kleines Vorschaufeld zeigt an, wie der jeweilige Schrifttyp aussieht.
7. Nun wird der Text gemeinsam mit dem Untergrundrechteck markiert. Klicken Sie also nacheinander das Rechteck und den Schriftzug an, und halten Sie dabei die Umschalt-Taste gedrückt.
8. Toll, daß jetzt ein Tastendruck auf die "C" und "E" ausreicht, um die beiden Elemente zentriert zueinander auszurichten!
9. Mit dem interaktiven Füllungswerkzeug füllen wir den Schriftzug mit einem linearen Verlauf. Die Farbfelder des Verlaufs werden leicht erzeugt, indem die gewünschte Farbe aus der Farbpalette - die auf der rechten Seite der Arbeitsfläche zu sehen ist - auf die gewünschte Position der gestrichelten Verlaufslinie gezogen wird.
10. Nun wollen wir natürlich den neuen weichen Schatten ausprobieren. Das Werkzeug finden Sie im Fly-out-Menü der interaktiven Werkzeuge.
11. Klicken Sie mit dem neuen Werkzeug einfach das Textobjekt an. Halten Sie nun die Maustaste gedrückt. Anschließend wird durch Ziehen der Maus der Abstand des Schattens festgelegt. Die geeigneten Werte für die Weichheit des Schattens und seine Deckkraft werden anschließend in der Eigenschaftsleiste eingestellt. Unsere Abbildung zeigt die verwendeten Werte.
12. Dieses schon ganz hübsche Ergebnis verbessern wir noch, indem wir von dem Schriftzug zwei Kopien anfertigen, von denen die untere eine sehr breite, dunkelbraune Kontur erhält. Die Kontur-Optionen erreichen Sie über das Fly-out-Menü der vorletzten Schaltfläche in der Hilfsmittelleiste.
13. Das obere Objekt erhält eine dünne, weiße Kontur. Die Füllung beider Objekte wird entfernt, so daß sich nebenstehendes Bild ergibt. Die Füllungen werden einfach entfernt, indem Sie in der Farbpalette auf das erste Feld - mit dem Kreuz-Symbol - klicken.
14. Im letzten Arbeitsschritt werden diese beiden Elemente überblendet.