Fachartikel

Von 1997 bis 2013 erschienen Artikel von mir in den Fachzeitschriften PC Praxis, Foto Praxis, Video Praxis und der Photoshop Praxis sowie der Business Praxis. Nachfolgend finden Sie alle erschienenen Artikel aufgelistet. Eine kurze Beschreibung zeigt Ihnen, worum es in dem Artikel geht. Klicken Sie einfach auf den Link, um den gesamten Artikel zu lesen. Die Bilder in den Artikeln sind mit vergrößerten Darstellungen verknüpft.

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Die Qual der Wahl

Die Qual der Wahl

Foto-Tuning am PC:
Heft 02/2004 (S. 48) 3 Seiten

Foto-Tuning am PC

Eine Thematik wird Ihnen bei der Bildbearbeitung immer wieder begegnen: das Freistellen von Bildteilen. Wann ist welches der angebotenen Werkzeuge die richtige Wahl? Wir wollen Ihnen in diesem Artikel am Beispiel von Adobe Photoshop CS die grundlegenden Werkzeuge im praktischen Einsatz vorstellen

Es gibt verschiedene Gründe, warum Bildteile freigestellt werden müssen. Vielleicht sehen bestimmte Elemente nicht besonders gut aus und sollen daher ausgetauscht werden. Oder es sollen Objekte aus dem Untergrund herausgetrennt werden, um besser zur Geltung zu kommen, etwa bei Produktdarstellungen für das E-Shopping. Vielleicht werden auch bestimmte Bildteile für ein Composing benötigt. Oder es soll eine Grafik gestaltet werden, die auch Fotoelemente enthält.

So vielfältig die Aufgabenstellungen sind, so zahlreich sind auch die Werkzeuge und Funktionen, die gängige Bildbearbeitungsprogramme bereitstellen. Trotz aller technischen Finessen der Werkzeuge halten viele nicht, was sie zunächst versprechen. So gelangt man schnell zu der Erkenntnis, dass auch moderne Software nicht zaubern kann, sondern der Grafiker gefragt ist.

Anhand des Standardprogramms für Bildbearbeitungsaufgaben, Photoshop CS, wollen wir Ihnen die unterschiedlichen Werkzeuge und deren Möglichkeiten vorstellen. Teilweise werden sehr aufwändige Funktionen bereitgestellt, die in den Beispielabbildungen der Handbücher als außerordentlich leistungsstark erscheinen. In der Praxis zeigt sich dann aber oft, dass die Werkzeuge untauglich sind, weil die verwendeten Ausgangsbilder ungeeignet sind.

Auswahl der Maskierungstechnik

Es gibt in Photoshop eine Vielzahl an Möglichkeiten, um Objekte freizustellen. Das Problem besteht darin, jeweils passend zum verwendeten Ausgangsbild, die richtige Technik auszuwählen, um möglichst schnell zum Ziel zu kommen.

Zunächst werden verschiedene Auswahlwerkzeuge angeboten, um rechteckige, runde oder frei geformte Bereiche des Bildes auszuwählen. Die jeweiligen Bereiche lassen sich dann auf eine neue Ebene ausschneiden oder kopieren. Ein spezielles Werkzeug ist das magnetische Polygon-Lasso, das selbstständig nach Konturen im Bild sucht. Allerdings hängt das erfolgreiche Auswählen der gewünschten Kontur sehr stark vom verwendeten Ausgangsbild ab. In der Praxis werden selten Motive vorkommen, bei denen dieses Werkzeug allein zu einem zufriedenstellenden Ergebnis führt. Ein anderes spezielles Werkzeug ist der Zauberstab. Auch mit ihm können Bildteile automatisch ausgewählt werden. Das Werkzeug ist immer dann geeignet, wenn Bildbereiche mit ähnlichen Farben ausgewählt werden sollen. Über einen Toleranzwert kann festgelegt werden, wie ähnlich die Farbtöne sein müssen, um in den Bereich der Auswahl aufgenommen zu werden.

Viele Anwender benutzen gern Pfade, um Bildbereiche freizustellen. Dieses Verfahren ist allerdings recht zeitaufwändig und unsauber, da sich Vektoren und Pixel nur bedingt vertragen. So treten bei der Umwandlung von Vektorformen in Pixelauswahlbereiche immer wieder unvermeidliche Fehler auf. Einziger Vorteil der Pfade ist der Beschneidungspfad, der für eine Weiterverarbeitung in Satzprogrammen verwendet werden kann.

Mit der Funktion "Filter/Extrahieren" stellt Photoshop in einem gesonderten Arbeitsfenster spezielle Optionen zum Freistellen von Bildelementen bereit. Sie werden aber vermutlich in den seltensten Fällen zu akzeptablen Freistellungsergebnissen kommen. Daher ist auch diese Funktion nur bedingt zu empfehlen. Wir haben in den verschiedenen Workshops dieses Artikels einige typische Beispiele für die unterschiedlichen Vorgehensweisen beim Freistellen zusammengestellt.

Die Qual der Wahl
Die Qual der Wahl
Die Extrahieren-Funktion von Photoshop liefert meist unbefriedigende Ergebnisse

So geht's: Schritt 1

Bildbearbeitung Schritt 1

Öffnen Sie das zu bearbeitende Bild in Photoshop. Bei unserer Vorlage soll der fast einfarbige Himmel verändert werden. Hier eignet sich der Zauberstab recht gut zum Erstellen der Auswahl.

Schritt 2

Die Qual der Wahl

Beim Einsatz des Zauberstabs ist die Verwendung des passenden Toleranzwertes von großer Bedeutung, damit möglichst wenige Mausklicks zum Ziel führen. Ist der Toleranzwert zu niedrig gewählt, entstehen viele Löcher in der Auswahl. Nach dem Klicken ins Bild werden alle umliegenden Farbtöne in die Auswahl aufgenommen, die der angeklickten Farbe entsprechen. Der Toleranzwert bestimmt dabei, wie ähnlich der benachbarte Farbton sein muss, um in die Auswahl aufgenommen zu werden. Beim maximalen Wert von 255 würde das gesamte Bild markiert.

Schritt 3

Die Qual der Wahl

Ist der Toleranzwert zu hoch angesetzt, werden unter Umständen auch unerwünschte Bereiche in die Auswahl aufgenommen. So sind einige Versuche notwendig, ehe der gewünschte Auswahlbereich entstanden ist. Wenn Sie den vollständigen Auswahlbereich nicht mit einem Mausklick erstellen können, aktivieren Sie in der Optionsleiste die Option "Der Auswahl hinzufügen". Dann wird der neue Auswahlbereich zur bestehenden Auswahl addiert. Wenn Sie die Auswahl in einer Darstellungsgröße erstellen, die kleiner als 100 % ist, sollten Sie anschließend auf jeden Fall noch einmal die 100 % Darstellungsgröße einstellen. Dies erreichen Sie mit einem Doppelklick auf das Zoom-Werkzeug in der Toolbox. Erst bei dieser Darstellungsgröße sind alle Löcher in der Auswahl gut zu erkennen.

Schritt 4

Die Qual der Wahl

Nun gibt es bei unserem Beispiel einige Bereiche an der Kante des Schornsteins, die nicht in die Auswahl gehören. Bei der Korrektur hilft das Zauberstab-Werkzeug aber nicht weiter. Da es sich hier um eine gerade Kante handelt, kann die Korrektur gut mit dem Polygon-Lasso-Werkzeug durchgeführt werden. Damit die Bereiche von der Auswahl subtrahiert werden, muss die gleichnamige Schaltfläche in der Optionsleiste aktiviert werden. Sie erreichen diesen Modus auch durch Drücken der Alt-Taste. Bei der Korrektur ist eine Darstellungsgröße von 200 % zu empfehlen, damit die Details gut zu erkennen sind. Umschließen Sie den zu entfernenden Bereich mit mehreren Mausklicks. Nach jedem Mausklick entstehen gerade Verbindungslinien. Um die Form zu schließen, klicken Sie auf den Anfangspunkt. Ein Kreis neben dem Mauszeiger symbolisiert dies. Alternativ dazu können Sie auch doppelt klicken. Dann wird der aktuelle Punkt mit dem Anfangspunkt verbunden.

Schritt 5

Die Qual der Wahl

Für eine interessante grafische Wirkung können Sie nun eine Umkehren-Einstellungsebene erstellen. Durch die negative Darstellung entsteht ein interessantes Ergebnis.

Schritt 6

Die Qual der Wahl

Der Auswahlbereich kann nach dem Umkehren mit der Tastenkombination Umschalt-Strg-I auch dazu verwendet werden, um eine neue Ebene zu erstellen. Verwenden Sie dazu die Funktion "Ebene/Neu/Ebene durch Kopie". Anschließend könnten Sie beispielsweise ein anderes Foto integrieren. So wurde beim nächsten Ergebnis ein neuer Himmel eingesetzt.

Auf dieselbe Art und Weise können auch komplexere Auswahlbereiche erstellt werden. Bei der nächsten Variante kam ebenfalls nur der Zauberstab und das Polygon-Lasso-Werkzeug zum Einsatz.

Die folgende Aufgabe ist schon anspruchsvoller: Bei dem Miniaturauto ist keines der bisherigen Werkzeuge optimal einsetzbar. Der Hintergrund ist für den Einsatz des Zauberstabs zu unruhig. Außerdem soll der Sockel, auf dem das Autos steht, entfernt werden. Die Arbeit mit dem Polygon-Lasso-Werkzeug wäre hier möglich. Da damit allerdings nur gerade Streckenverläufe realisierbar sind, könnten kaum saubere Konturverläufe nachgezeichnet werden. Auch der Einsatz des magnetischen Lassos wird ebenso wie die Extrahieren-Funktion nicht zum Erfolg führen. Deshalb haben wir uns in diesem Beispiel entschieden, die Pfad-Funktionen zu verwenden.

1. Rufen Sie das Zeichenstift-Werkzeug aus der Werkzeugleiste auf. Stellen Sie in der Optionsleiste die Gummiband-Option ein. Außerdem muss die zweite Schaltfläche zur Erstellung eines neuen Arbeitspfads aktiviert sein. Durch die Gummiband-Option können Sie den Verlauf des Pfads besser beurteilen. Sobald Sie den ersten Punkt gesetzt haben, wird eine Vorschau der zu erwartenden Linie angezeigt. Ohne diese Option müssten Sie "schätzen" wie die Linie verlaufen würde. Sie sollten hier mit einer Darstellungsgröße von 100% arbeiten.

2. Fahren Sie nun mit dem Zeichenstift Punkt für Punkt die Kontur des Fahrzeugs ab. Dabei müssen Sie unterscheiden, ob Sie ein gerades oder kurviges Segment erstellen möchten. Bei geraden Segmenten reicht ein einzelner Mausklick. Soll dagegen eine kurvige Form entstehen, halten Sie die Maustaste gedrückt. Dann erscheinen Ankerpunkte mit denen die Form der Kurve beeinflusst werden kann.

Die Qual der Wahl

3. Klicken Sie so auf alle Stellen, an denen sich die Kurvenform verändert. Soll eine Kurve entstehen halten Sie die Maustaste gedrückt - bei einer Geraden klicken Sie nur einfach. Verwenden Sie dabei so wenig Knotenpunkte wie möglich - umso sauberer wird der Kurvenverlauf. Entscheidend sind immer nur die Stellen der Kontur, an denen sich die Form verändert.

4. Sie könnten die Kurve erst grob abfahren und dann im Anschluss korrigieren - viele Änderungen sind aber auch gleich beim Zeichnen möglich. Wenn die symmetrische Anordnung der Ankerpunkte wenig hilft, um das Anschluss-Stück zu zeichnen, können Sie die Alt-Taste drücken und dann den rechten Knotenpunkt entsprechend verziehen um den anschließenden Kurvenverlauf zu formen.

Die Ankerpunkte können Sie übrigens nicht nur beim letzten Knotenpunkt verändern. Mit gedrückter Alt-Taste lassen sich alle Ankerpunkte verändern. Das ist praktisch, wenn Sie erst bei einem der folgenden Knotenpunkte bemerken, dass die Form nicht optimal geworden ist. Nach der Korrektur solcher Stellen können Sie dann ganz normal weiterarbeiten. Lassen Sie die Alt-Taste wieder los, um dann wieder die Vorschau des zu erwartenden Linienverlaufs zu sehen.

Es sind aber auch andere Änderungen möglich: Wenn Sie den Mauszeiger über ein bereits fertiges Segment halten, sehen Sie schon am Mauszeigersymbol, dass dann ein neuer Knotenpunkt eingefügt werden kann. Ist der neue Knotenpunkt eingefügt und die Kurvenform angepasst, können Sie am Ende des Kurvenverlaufs weiterarbeiten und neue Knotenpunkte einfügen.

5. Setzen Sie die Arbeit auf diese Art so lange fort, bis Sie den Anfangspunkt wieder erreichen. Ein kleiner Kreis im Mauszeigersymbol zeigt das Schließen des Pfads an. Speichern Sie zum Abschluss den Pfad über das Pfeilmenü des Palettenfensters. Dort finden Sie die "Pfad speichern"-Funktion.

Die Qual der Wahl

6. Je sauberer Sie beim Zeichnen des Pfads gearbeitet haben, umso weniger brauchen Sie sich nun um Korrekturen zu kümmern. Trotzdem ist auch bei sauberem Nachzeichnen eine anschließende Kontrolle notwendig. Einige unsaubere Partien lassen sich erst nach Fertigstellung des Pfads richtig beurteilen. Falls die Knotenpunkte schlecht zu erkennen sind, können Sie eine weiß gefüllte und halb transparente Ebene über dem Bild platzieren.

7. Rufen Sie das Direkt-Auswahl-Werkzeug aus der Werkzeugleiste auf. Klicken Sie auf das Segment, dessen Kurvenverlauf Sie anpassen wollen. Dann werden die beiden Ankerpunkte eingeblendet, die das Segment formen. Verziehen Sie dann die Ankerpunkte zum Anpassen des Kurvenverlaufs. Oder Sie klicken auf einen Knotenpunkt. Nach dem Anklicken werden die beiden zum Knotenpunkt gehörenden Ankerpunkte eingeblendet mit denen Sie die Kurvenverläufe der beiden angrenzenden Segmente formen können. Scrollen Sie durch das Bild und überprüfen Sie den gesamten Pfad. Korrigieren Sie gegebenenfalls kleinere Unsauberkeiten am Verlauf des Pfads. Abschließend sollten Sie sich das Bild wieder in der Gesamtansicht betrachten, um etwaige Ungenauigkeiten besser beurteilen zu können.

Mit der Fertigstellung des Pfads haben Sie nun verschiedene Möglichkeiten zur weiteren Verwendung: Sie können die Pfadfläche als Vektorform nutzen und sie mit einer Farbe oder einem Verlauf füllen. Außerdem kann die Pfadkontur ebenfalls gefüllt werden. Der Pfad kann als Beschneidungspfad verwendet werden, um beispielsweise in Satzprogrammen eine Freistellung des Motivs zu erreichen. Zuletzt kann der Pfad in eine Auswahl umgewandelt werden. Die entsprechenden Funktionen erreichen Sie über das Pfeilmenü des Pfade-Palettenfensters.

Für unser Beispiel soll der Pfad in einen Auswahlbereich umgewandelt werden, um anschließend eine Freistellung zu erreichen.

 

Die Qual der Wahl

8. Verwenden Sie im Pfade-Palettenfenster die dritte Schaltfläche, damit der aktuell ausgewählte Pfad in einen Auswahlbereich konvertiert wird. Danach ist der Pfad automatisch nicht mehr ausgewählt. Diese neue Auswahl können Sie nun ganz wie gewohnt weiterbearbeiten. Wir wollen sie nutzen, um eine neue Ebene zu erstellen. Rufen Sie also die Funktion "Ebene/Neu/Ebene durch Kopie" auf und fügen Sie einen weißen Untergrund ein.

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