Die große Fotoschule III:
Teil 1 - 2011
(Seite 88 / 4 Seiten)
"Nur wer seine Kamera kennt, kann ihre Möglichkeiten auch voll aureizen. Es lohnt sich also, einen ausführlichen Blick in das Handbuch und in das Menü zu wagen"
Die preisgünstigste Kamera im Nikon-Sortiment ist die D3100, für die man etwa 450 Euro bezahlen muss. Trotz des günstigen Preises verfügt die Kamera über einen außerordentlichen Funktionsumfang. Wie Sie diesen ausschöpfen und wie Sie sogar Profifunktionen über Umwege für sich nutzbar machen, zeigt Ihnen unser inoffizielles Kamerahandbuch
Auch bei Nikon ist es so, dass die kleineren Modelle viele Features der größeren Schwestermodelle erben. Gegenüber dem Vorgängermodell fielen die Sparmaßnahmen eher gering aus. So kann man nun auch Videos mit dem Einsteigermodell aufzeichnen – und das als erste Spiegelrefexkamera in diesem Segment sogar in Full-HD-Qualität (also mit einer Auflösung von 1.920 x 1.080 Pixel). Der relativ geringe Preisunterschied von etwa 100 Euro zum nächst größeren Nikon-Modell (der gerade erschienenen D5100) stammt wohl in erster Linie von dem fehlenden schwenkbaren Display und der geringeren Auflösung (der Sensor der D3100 arbeitet mit 14,2 Megapixeln, der der D5100 dagegen mit 16,2 Megapixeln).
Der angebotene Empfindlichkeitsbereich erstreckt sich von 100 bis 3.200 ISO. Die höchste Empfindlichkeit kann im HI-Modus sogar bis auf 12.800 ISO erhöht werden. Wenn auch naturgemäß die Bildqualität bei solchen Extremwerten leidet, sind die Ergebnisse dennoch verwendbar.
Im Folgenden tauchen wir in die Tiefen des Kameramenüs der Nikon D3100 ein und zeigen Ihnen, wie Sie die Möglichkeiten der Kamera bestmöglich nutzen. So lassen sich zum Beispiel über einen Umweg eigene Einstellungen speichern! Wie das funktioniert, zeigen wir jetzt.
In diesem Menü wird der Kommentar eingegeben
Verwenden Sie die nützliche Kommentar-Funktion, die die Nikon D3100 anbietet. Damit lassen sich Informationen in die Exif-Daten aufnehmen. Sie könnten beispielsweise einen Copyright-Vermerk oder auch eine kurze Notiz aufnehmen. Wenn Sie zum Beispiel kein GPS-Geräte (dabei)haben, können Sie in den Exif-Daten vermerken, wo das betreffende Foto entstanden ist.
Wenn Sie einen neuen Kommentar festlegen wollen, müssen Sie die Funktion „Bildkommentar“ aus dem System-Menü aufrufen. Rufen Sie im Untermenü die Funktion „Kommentar eingeben“ auf, um im folgenden Menü den Text einzugeben.
Eins muss man zugeben: Da es sich ja um eine Kamera und nicht um einen PC handelt, ist die Eingabe längerer Texte aufwendig. Sie müssen jeden einzelnen Buchstaben in der oberen Liste auswählen und mit der Lupentaste in die Eingabezeile übertragen. Wenn Sie die maximale Länge der Kommentare (36 Zeichen) ausnutzen wollen, kann dies schon eine ganze Weile dauern. Wenn Sie in der oberen Liste etwas nach unten scrollen, finden Sie dort auch Kleinbuchstaben und weitere Zeichen.
Geben Sie an, dass der Kommentar in die EXIF-Daten aufgenommen werden soll
Falls Sie sich vertippen, macht dies nichts, da Korrekturen möglich sind. Drehen Sie dazu das Einstellrad bis die gewünschte Position erreicht ist, wenn Sie sich innerhalb des Eingabefeldes befinden. Haben Sie den zu korrigierenden Buchstaben markiert, muss die Mülleimertaste gedrückt werden. Drücken Sie abschließend die OK-Taste, um zum Ausgangsmenü zurückzukehren. Sie müssen nun noch angeben, dass der Kommentar in die Exif-Daten aufgenommen werden soll. Rufen Sie dazu die Funktion „Kommentar hinzufügen“ auf und drücken Sie die SET-Taste.
Rufen Sie zum Abschluss die Fertig-Option auf
Zum Abschluss rufen Sie die Fertig-Option auf. Deaktivieren Sie die Option „Kommentar hinzufügen“, wenn das nächste Bild keinen Kommentar erhalten soll.
Bei den größeren Nikon-Modellen ist es so, dass sich die Menüs personalisieren lassen. So haben Sie die Möglichkeit, sich eigene Menüs zusammenzustellen, die die für Sie wichtigsten Funktionen enthalten. Diese Option bietet die D3100 zwar nicht, was angesichts des günstigen Preises durchaus zu akzeptieren ist. Aber dennoch hat Nikon den Anwender hier nicht im Stich gelassen. Mit einem kleinen Trick können Sie eine ähnliche Funktionalität erreichen. Die D3100 merkt sich nämlich die letzten Einstellungen, die Sie verändert haben, und stellt diese im untersten Register bereit. Hier werden die zuletzt aufgerufenen Funktionen in der Reihenfolge ihres Aufrufs praktischerweise aufgelistet.
Die zuletzt aufgerufene Funktion ist dabei an der ersten Stelle der Liste aufgeführt. Diese Option bietet den unschätzbaren Vorteil, dass Sie sich das Herumspringen in den unterschiedlichen Menüs ersparen können. Rufen Sie einfach die Funktionen, die Sie besonders häufig benötigen, in der gewünschten Reihenfolge auf. Nach dieser einmaligen Arbeit brauchen Sie nicht mehr in den unterschiedlichen Menüs zu suchen. Sie wechseln einfach zum letzten Register, um diese Funktion aufzurufen. Einziger Nachteil ist bei dieser Vorgehensweise ist: Falls Sie anschließend irgendeine andere Funktion aufrufen, wird diese natürlich ebenfalls in die Liste aufgenommen. Daher sollten Sie diese Arbeit erst dann erledigen, wenn Sie die neue Kamera komplett angepasst haben. In der Regel ruft der Fotograf danach immer wieder dieselben Funktionen auf.
Meist ist es bei Einsteigern so, dass sie gerne möglichst fertige Bilder aus der Kamera erhalten möchten. Profis bevorzugen dagegen die spätere Bearbeitung am PC und brauchen somit unbearbeitete Bilder aus der Kamera. Um den Einsteigern entgegen zu kommen, hat die D3100 viele Bildoptimierungsfunktionen an Bord. Sie werden mit der Funktion „Picture Control konfig.“ im Aufnahme-Menü verwaltet und bearbeitet. Nach dem Aufruf finden Sie hier die sechs Standardoptionen, mit denen Sie beispielsweise brillante oder neutrale Ergebnisse erzielen – je nach Ihren Anforderungen.
Tipp: Es ist empfehlenswert am selben Motiv einmal die verschiedenen Einstellungen seiner Kamera auszuprobieren, um ein Gefühl für die Wirkungsweise zu bekommen. Neben den Bildoptimierungsfunktionen finden Sie unter der Einstellung „Monochrom“ auch eine Option, um eingefärbte Bilder zu erstellen.
Wenn Sie es ganz genau nehmen wollen, können Sie die vorgegebenen Einstellungen auch Ihren persönlichen Bedürfnissen anpassen. Drücken Sie dazu nach dem Aufruf der betreffenden Einstellung die rechte Taste des Multifunktionswählers, um zu diesem Untermenü zu gelangen. Hier können Sie wahlweise in die einzelnen Parameter ganz gezielt eingreifen oder die Einstellung mit der Schnelleinstellung-Funktion global verstärken oder abschwächen. Verwenden Sie die rechte Pfeiltaste des Multifunktionswählers, um die Wirkung der Einstellung um maximal zwei Stufen zu verstärken. Die aktuelle Wahl wird dabei mit einem gelben Markierungsstrich angezeigt. Würden Sie dieses Verfahren beispielsweise bei der Brillant-Option anwenden, wäre das Ergebnis noch brillanter.
Die Optionen lassen sich nutzen, um die Scharfzeichnung des Bildes anzupassen. Außerdem können der Kontrast und die Helligkeit ebenso wie die Farbsättigung und der Farbton geändert werden. Wenn das Aktive D-Lighting im Aufnahme-Menü aktiviert ist, sind die Kontrast- und Helligkeit-Option aber nicht verfügbar, weil diese Werte automatisch angepasst werden.
Um in einer grafischen Übersicht die Wirkungsweise der einzelnen Einstellungen zu betrachten, drücken Sie nach der Auswahl einer Vorgabe die Lupentaste. Damit wird die folgende Ansicht eingeblendet. In der Gittergrafik sehen Sie, wie stark Helligkeit und Kontrast bei den einzelnen Vorgaben verändert werden. So wird deutlich, dass beispielsweise im Neutral-Modus die geringste Kontrast- und Sättigung-Veränderung entsteht – beim Brillant-Modus dagegen die größte.
Wie alle aktuellen Kameras bietet die Nikon D3100 auch die Möglichkeit an, den Bildausschnitt über den Kameramonitor auszusuchen: den sogenannten Live-View-Modus. Wenn Sie mit diesem Modus fotografieren wollen, empfiehlt es sich, den AUTO-Modus einzustellen, da die Motivautomatik hierbei das für die jeweilige Aufnahmesituation am besten geeignete Motivprogramm selbstständig aussucht. Über den Monitor ist eine manuelle Schärfesetzung deutlich schwieriger als über den optischen Sucher. Aktivieren Sie den permanenten Autofokusmodus (AF-F), damit die Kamera fortlaufend auf das anvisierte Motiv scharfstellet, ohne dass Sie den Auslöser gedrückt halten müssen. Wer eine manuelle Kontrolle über die Schärfentiefe ausüben will, sollte auf Live-View verzichten und den optischen Sucher nutzen. Kombiniert mit dem manuellen oder einem halbautomatischen Belichtungsprogramm haben Sie dann alle kreativen Freiheiten.
Das besondere Highlight der Nikon D3100 ist der sogenannte Guide-Modus, bei dem die Einsteiger in die digitale Fotografie an die Hand genommen werden. Schritt für Schritt wird am Bildschirm alles erläutert, was von Bedeutung ist. Wer das erste Mal mit einer DSLR in Verbindung kommt, wird dieses Feature sicherlich als Hilfe schätzen. Ist man über den Einsteigermodus erst einmal hinaus, kann man auf die verschiedenen Motivprogramme oder die Belichtungsautomatiken zurückgreifen.
Einige Fachbegriffe werden Ihnen im Zusammenhang mit der Nikon D3100 immer wieder begegnen. Einige wichtige haben wir hier für Sie zusammengestellt:
Shiften Die von der Kamera ermittelte Verschlusszeiten-/Blenden-Kombination können Sie verändern, wenn Sie mit der Programmautomatik fotografieren. Diese Möglichkeit des Änderns nennt man Shiften. Zur Verdeutlichung, dass die Werte verändert wurden, wird ein Sternchen neben dem P-Symbol (für Programmautomatik) eingeblendet.
Belichtungsprogramme Nikon nennt die Zeit-, Blenden- und Programmautomatik ebenso wie den manuellen Modus Belichtungsprogramme. Dies macht auch durchaus Sinn, weil der Fotograf seine Kreativität in diesen Modi einbringen kann.
Guide-Modus Die Nikon D3100 bietet einen speziellen Modus an, um Einsteigern mit erläuternden Texten zu helfen. Diesen Modus nennt Nikon Guide-Modus. Er ist direkt am Hauptwahlrad einstellbar.
Bildbearbeitung Die Nikon bietet in einer gesonderten Registerkarte eine sehr komplexe Bildbearbeitungsmöglichkeit an. Diese können Sie nutzen, um bereits aufgezeichnete Bilder nachträglich zu optimieren oder zu verfremden. So lässt sich beispielsweise ganz schnell aus einem Foto eine Strichzeichnung machen. Dieses Verfahren der nachträglichen Anpassung bietet den Vorteil, dass die Originaldaten erhalten bleiben.
Picture Control Auch bei der Nikon kann der Anwender festlegen, wie die Daten kameraintern bearbeitet werden sollen, und so etwa den Kontrast oder die Sättigung erhöhen. Nikon nennt diese Option Picture Control und liefert dafür einige Presets mit, wie etwa für Landschafts- oder Porträtaufnahmen. Sie können zwischen unterschiedlichen Einstellungen wählen.
Expeed 2 Der Bildprozessor, der von Nikon zur kamerainternen Optimierung der Bilder verwendet wird, heißt Expeed 2. Hier werden sowohl die Einstellungen, die gleich bei der Aufnahme vorgenommen werden, als auch die nachträglichen Bildbearbeitungsfunktionen in das Bild gerechnet.
Da sich die D3100 an Anfänger richtet, hat der Guide-Modus durchaus seine Daseinsberechtigung. Nikon geht hier einen Schritt weiter als andere Hersteller, die nur diverse Motivprogramme anbieten. Diese unterstützt die Nikon zwar auch, im Guide-Modus erhalten Sie aber zusätzliche Hilfestellungen, um das Fotografieren zu erlernen. Der Guide-Modus unterscheidet dabei zwischen dem Fotografieren, den Anzeige- und den Systemfunktionen. Beim Aufnahme-Modus wählt der Fotograf aus neun Vorgaben einfach eine Aufgabenstellung aus, wie beispielsweise Landschaftsaufnahmen. Schritt für Schritt erfährt er dann, welche Einstellungen dafür am besten geeignet sind. Im Fortgeschrittenen-Modus kann man unter anderem auswählen, ob eine größere Schärfentiefe erzielt oder ob Wasser fließend dargestellt oder eingefroren werden soll. Bei den System-Einstellungen hilft die D3100 dem Anwender in soweit, als dass nur die wirklich wichtigen Funktionen aufgeführt werden. So erspart man sich das Aufsuchen einer Funktion in den prall gefüllten Menüs der anderen Modi. Der Einsteiger kann sich langsam an die Materie herantasten, wobei die grafisch aufbereiteten Menüs eine weitere Hilfe sind. Die „normalen“ Menüs sind dagegen eher schlicht aufgebaut. Ist dann der Einsteiger-Modus erst einmal überwunden, kann man auf die Motivprogramme zurückgreifen, die natürlich auch von der D3100 angeboten werden. Oder man greift gleich zu den Belichtungsprogrammen, um die gewünschte Belichtungszeit oder die Blende selbst vorzugeben. Da man ja die angebotenen Funktionen nicht zwingend nutzen muss, ist der Guide-Modus durchaus nützlich. Wer Hilfe benötigt, setzt ihn ein, und wer nicht, lässt ihn einfach deaktiviert. So deckt Nikon einen großen Bereich ab.