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Lektion 83: Technik: Vollformat

Die große Fotoschule II - Vollformat

Die große Fotoschule II:
Teil 6 - 2011
(Seite 87 / 4 Seiten)

Der Experte für Fotogrundlagen:

Michael Gradias

Michael Gradias:

"Vollformatkameras sind nicht ohne Grund deutlich teurer als digitale SLRs der Einsteiger- und Mittelklasse. Was die Kameras so besonders macht, erfahren Sie in dieser Lektion"

Das Vollformat: die Profiklasse

Zu Zeiten der analogen Fotografie war die Kleinbildfotografie zum Standard geworden. Beim Wechsel ins digitale Zeitalter dominierten zunächst Spiegelreflexkameras, die einen kleineren Sensor integriert hatten. Aber bald forderten die Anwender größere Sensoren und die Hersteller reagierten.

Auch im Zeitalter der digitalen Fotografie ist das Kleinbildformat das Maß der Dinge – so orientieren sich beispielsweise alle Brennweitenangaben an diesem Format. Woher kommt das? Das Kleinbildformat hat eine lange Geschichte. Es wurde 1893 von William Dickson eingeführt – allerdings nicht für die Fotografie. Er verwendete es für den sogenannten 35-mm-Film, mit dem Kinofilme aufgenommen wurden. Erst 1913 nutzte der deutsche Oskar Barnack diesen Film für die erste Kleinbildkamera, die ab 1924 in Serie gefertigt wurde. Das Gerät wurde zunächst nur eingesetzt, um kurze Filmstreifen schnell im Kopierwerk entwickeln zu können und dann die perfekten Filmeinstellungen – wie etwa die Beleuchtung – zu ermitteln. Erst später entwickelte sich daraus die Kleinbildfotografie und wurde im Laufe der Jahre zum Standard. Die etwas unterschiedlichen Maße kommen daher, dass der Kinofilm um 90° gedreht verwendet wurde, sodass aus zwei Kinofilmbildern im Format 18 x 24 mm ein Kleinbildfoto wurde. Die für den Transport im Filmprojektor benötigte Perforierung wurde für die erste Kleinbildkamera einfach übernommen. Hier ist die Perforation allerdings nicht rechts und links vom Bild, sondern durch die Drehung oben und unten. So kann die Perforierung auch beim Fotografieren zum Weitertransport des Films genutzt werden. Die erste Kleinbildkamera wurde übrigens von der Firma Leitz in Wetzlar (Hessen) hergestellt. Sie war die „Ur-Leica“. Das Kleinbildformat bildet noch heute die Grundlage verschiedener Berechnungen, obwohl sich im digitalen Zeitalter einiges geändert hat. Die Fläche, auf der das einfallende Licht aufgenommen wird, ist viel kleiner geworden. Dabei gibt es momentan neben den sehr kleinen Sensoren der Kompaktkameras drei Sensorgrößen, die sich auf dem Markt etabliert haben – oder es demnächst tun wollen. Neben dem Vollformat, das der Größe eines Kleinbildfilms entspricht (24 x 36 mm), verwenden die meisten digitalen Spiegelreflexkameras Sensoren mit den Abmessungen von ungefähr 16 x 24 mm – das sogenannte APS-C-Format. Das noch sehr neue (Micro-)Four-Thirds-System verwendet Sensoren, die etwa 13 x 17,3 mm groß sind.

Die große Fotoschule II - Vollformat
Die große Fotoschule II - Vollformat
Zwei Filmbilder eines Kinofilms ergeben ein Bild eines Kleinbildfilms.

1. Digitales Zeitalter

Im analogen Zeitalter hatte sich das Kleinbildformat als Standard etabliert. Fast alle Massenkameras nutzten dieses Format – nur in einigen Nischen kamen andere – größere oder kleinere – Formate zum Einsatz. Als sich die digitale Fotografie entwickelte, gingen die Konstrukteure zunächst einen ganz anderen Weg. Weil die Produktion der Sensoren, die das Licht aufnehmen, sehr teuer war, bediente man sich zunächst sehr kleiner Sensoren, die nur wenige Millimeter groß waren. Kompaktkameras setzen auch heute noch solch kleine Sensoren ein. Es dauerte eine Weile, ehe die ersten digitalen Spiegelreflexkameras auf den Markt kamen. Aber auch hier waren zunächst die hohen Produktionskosten der Grund dafür, das auch deren Sensoren noch kleiner waren als ein Kleinbildfilm. So wurden die APS-C-Sensoren verbaut, die mit ihrer Größe von 16 x 24 mm nur etwa halb so groß sind wie das Kleinbildpendant. Die Käufer wünschten sich aber nach wie vor Kameras mit größeren Sensoren. Aber erst 2002 erschien mit der Contax N Digital die erste Kamera, die einen Sensor in der Größe eines Kleinbildes besaß. Canon folgte im selben Jahr mit der Canon EOS 1Ds. Erst im Jahre 2007 entwickelte Nikon mit der D3 erstmals eine Vollformatkamera. Ein Jahr später sprang Sony mit der Alpha 900 ebenfalls auf den „Vollformat-Zug“ auf. Als letzter Hersteller rüstete Leica die Messsucherkamera M9 mit einem Vollformatsensor aus. Alle anderen Kamerahersteller vertrauen auf Modelle mit kleineren Sensoren – wie beispielsweise aktuell verschiedene Hersteller auf den (Micro-)Four-Thirds-Standard.

2. Das Angebot

Insgesamt entstanden seit der ersten Vollformatkamera nur etwas mehr als zehn Modelle (wenn man die drei Kodak-DCS-Modelle nicht berücksichtigt, die 2003/2004 erschienen). Inzwischen bieten nur die drei großen Hersteller Canon, Nikon und Sony Vollformatkameras an (und Leica die M9). Aktuell gibt es von Canon zwei Modelle mit einem Vollformatsensor: die Profikamera  EOS 1Ds Mark III (seit 2007) und die preisgünstigere EOS 5D Mark II (2008). Nikon hat drei aktuelle Modelle im Angebot: Neben den Profimodellen D3x (2008) und D3s (2009) bietet man mit der D700 (2008) auch ein kostengünstigeres Modell an. Sony hat 2009 der Alpha 900 noch die 850 als „kleinere Schwester“ zur Seite gestellt. Da sich der Hype um Vollformatkameras inzwischen ein wenig gelegt hat, sind die Neuerscheinungszyklen momentan relativ lang. Von weiteren Herstellern gibt es keine Gerüchte, dass Vollformatkameras ins Sortiment aufgenommen werden sollen.

von links: Die D3s ist die aktuellste Nikon, die einen Vollformatsensor integriert hat (Foto: Nikon). Sonys Spitzenmodell mit einem Vollformatsensor trägt die Bezeichnung Alpha 900 (Foto: Sony). Mit der EOS 1Ds Mark III bietet Canon für Profis ein Modell mit einem Vollformatsensor an (Foto: Canon).

3. Vorteile und Nachteile

Als zum Beginn der digitalen Fotografie fast nur sehr kleine Sensoren verbaut wurden, waren die Nachteile noch offensichtlicher als heute. Sobald höhere Empfindlichkeiten eingestellt wurden, kam es zu unschönem Bildrauschen, weil die winzigen Fotodioden nur wenig Licht aufnehmen konnten. Da die Kameras außerdem immer mehr Megapixel hatten, wurden die Fotodioden immer winziger, weil die Sensorgröße nicht vergrößert wurde. Da aber eine viel kleinere Fläche bei den kleineren Sensoren zur Verfügung steht, müssen die Fotodioden entsprechend kleiner sein. Das hat zur Folge, dass einerseits weniger Details aufgelöst werden können und zum anderen das Bildrauschen bei höheren ISO-Werten schneller auffällt, je kleiner der Sensor ist – schließlich können ja die kleineren Fotodioden weniger Licht aufnehmen als ihre größeren Pendants.  Daher wurde von den Anwendern schnell nach größeren Sensoren gerufen.

Für die kleineren Modelle spricht die Tatsache, dass so sehr kompakte Bauweisen möglich sind und man nicht mit riesigem Gewicht unterwegs ist. Als die Kameras mit APS-C-Sensoren auf den Markt kamen, war dies ein guter Kompromiss zwischen Kompakt- und Kleinbildkameras. Das Rauschverhalten dieser größeren APS-C-Sensoren war bereits zu Beginn gut. Bei den Modellen der neusten Generationen überbieten sich die Hersteller bei den maximal möglichen Empfindlichkeiten. 25.600 ISO sind momentan fast schon zum Standard geworden – und dies mit durchaus akzeptablen Bildergebnissen. Naturgemäß ist bei solchen Empfindlichkeiten das Bildrauschen zu sehen – es hält sich allerdings in Grenzen. Bis 6.400 ISO bieten die meisten aktuellen Modelle ausgezeichnete Ergebnisse, die man früher kaum für möglich gehalten hat.

4. Rauscharme Fotos

Das Vollformat bietet durch den größeren Sensor den Vorteil, noch rauschärmere Fotos bei höheren Empfindlichkeiten zu liefern als die Kameras mit den kleineren Sensoren. Außerdem können mehr Details erfasst werden. Allerdings muss erwähnt werden, dass die Unterschiede bei den Ergebnissen nicht so erheblich sind, dass sie jedermann sofort auffallen. Werden die Aufnahmen lediglich in kleinen Größen ausgedruckt oder im Web publiziert, spielt die verwendete Sensorgröße keinerlei Rolle, weil die Unterschiede nicht erkennbar sind. Nur bei der Betrachtung in der vergrößerten Darstellung wird ein geschultes Auge Unterschiede erkennen können.

Die große Fotoschule II - Vollformat
Bilder, die mit Kameras aufgenommen wurden, die einen Vollformatsensor besitzen, zeigen mehr Details. Diese Aufnahme entstand mit einer Nikon D700.

5. Die Auswirkungen

Der einzige Unterschied zwischen den drei Systemen ist nur die Sensorgröße. Dieser Unterschied zieht aber eine ganze Menge an gravierenden anderen Unterschieden nach sich. Je kleiner der Sensor ist, desto kleiner können auch die dazugehörenden Kamerabodys gebaut werden. Daher eignet sich eine schwergewichtige Vollformatkamera weniger als Reisebegleiter als eine kleine und kompakt gebaute Kamera mit einem Four-Thirds-Sensor. Ganz aktuell versuchen Hersteller, einen Spagat zu schaffen und Vollformatsensoren in sehr kleinen Gehäusen unterzubringen – wie bei der Messsucherkamera Leica M9. Hier bleibt abzuwarten, wohin die Reise gehen wird. In puncto Gewicht sind also Kameras mit einem kleinen Sensor klar im Vorteil. So bringt beispielsweise die Nikon D3s 1.400 Gramm auf die Waage und Canons Spitzenmodell mit Vollformatsensor – die EOS 1Ds Mark III – ist mit 1.205 Gramm nur unwesentlich leichter. Modelle, die mit einem APS-C-Sensor aufwarten, wiegen meist nur etwa die Hälfte – die Four-Thirds-Modelle wiegen etwa ein Drittel. Aufgrund der großen Gewichte eignen sich die DSLRs für Hobbyfotografen, die beispielsweise auf Urlaubsreisen fotografieren wollen, eher nicht. Bei Profifotografen, die zum Beispiel häufig im Studio fotografieren, ist das hohe Gewicht der Vollformatkameras nicht von Bedeutung, zumal auch oft vom Stativ aus fotografiert wird. Bei Reportern, die im Freien unterwegs sind, spielt das Gewicht dagegen wieder eine Rolle – ebenso, wie bei der „Wald- und Wiesenfotografie“. Ambitionierte Fotografen schätzen allerdings auch ein etwas höheres Gewicht der Kamera aus einem ganz anderen Grund: Eine schwerere Kamera kann leichter ruhig gehalten werden als ein sehr leichtes Modell. Dies ist von Bedeutung, wenn man ohne Stativ fotografiert. Hinzu kommt, dass die kleineren Modelle meist am „langen Arm“ gehalten werden und das Bild im Live-View-Modus analysiert wird, während die Spiegelreflexkamera beim Blick durch den Sucher an das Auge gehalten wird. So entsteht sozusagen zusätzlich zu den beiden haltenden Händen ein „dritter Druckpunkt“, der für die Stabilisierung wichtig ist – ähnlich wie bei einem Stativ. Daher ist die Verwacklungsgefahr geringer als bei den Kompaktkameras.

6. Gestalterische Vorteile

Ein Unterschied, der sich in der kreativen, praktischen Arbeit mit Vollformatkameras sehr deutlich bemerkbar macht, ist die „Brennweite“. Sie ist der Abstand zwischen Fokuspunkt und dem Punkt, bei dem das Bild auf dem Sensor scharf abgebildet wird. Und dieser Abstand ist umso geringer, je kleiner der Sensor ist. In der Praxis bedeutet dies, dass Kameras mit einem kleineren Sensor eine geringere Brennweite benötigen, um einen Gegenstand vollständig auf dem Sensor abzubilden. Andersherum ausgedrückt heißt dies, dass bei identischer Brennweite ein kleinerer Bildausschnitt abgebildet wird, je kleiner der Sensor ist. Daher stammt auch die Bezeichnung „Crop-Faktor“ – also „Beschneidungsfaktor“. Mit der Brennweite geht aber auch die Schärfentiefe einher. So besitzen Kameras mit einem kleineren Sensor bei identischer (umgerechneter) Brennweitenangabe einen größeren Schärfentiefebereich. Dies hat natürlich Auswirkungen bei der kreativen Fotografie, wo es darum geht, Objekte vom Hintergrund zu trennen, um ästhetisch wirkende Ergebnisse zu erhalten. Bei Kameras mit kleinerem Sensor müssen Sie dagegen den Abstand zum fotografierten Objekt vergrößern, um die Freistellung vom Hintergrund zu erreichen. Beim Einsatz einer Vollformatkamera muss man näher an das fotografierte Objekt herangehen, was sich beispielsweise negativ auswirken kann, wenn Sie Tiere im Makrobereich fotografieren und die Fluchtdistanz unterschritten wird. Um also Objekte vor einem unscharfen Hintergrund freizustellen, eignen sich Vollformatkameras weit besser als Kameras mit kleineren Sensoren.

Die große Fotoschule II - Vollformat
Wenn es darum geht, Objekte mit einer geringen Schärfentiefe vom Hintergrund zu trennen, sind größere Sensoren klar im Vorteil (Foto: Nikon D700, Vollformat, f 4.5).
Die große Fotoschule II - Vollformat
Wenn man mit einer Vollformatkamera fotografiert, ist es wichtig, dass exakt fokussiert wird, um wirkungsvolle Aufnahmen zu erhalten (Foto: Nikon D700, Vollformat).

7. Hochwertige Objektive

Einen weiteren Nachteil, den Sie sich beim Einsatz von Vollformatkameras einhandeln, wenn Sie größere Sensoren verwenden, soll zuletzt nicht verschwiegen werden: Wenn Sie beispielsweise mit einem APS-C-Sensor arbeiten, werden nur die mittleren Bereiche der Objektive genutzt (außer bei denjenigen Objektiven, die speziell für APS-C-Kameras produziert wurden). Eventuelle Schwächen älterer Objektive bleiben so unbemerkt. Sie bleiben beispielsweise von den unschönen Vignettierungen verschont, die Ihnen vielleicht noch aus analogen Zeiten bekannt sind, wenn Sie mit offener Blende arbeiten und dabei kein erstklassiges Objektiv verwenden. In solchen Fällen hilft nur ein Abblenden auf einen mittleren Blendenwert oder der Kauf eines höherwertigen Objektivs. Das notwendige Abblenden wirkt sich natürlich auch negativ aus, wenn nur wenig Licht zur Verfügung steht. Vollformatfotografen müssen daher in der Regel bei der Objektivauswahl deutlich tiefer in die Tasche greifen. Wer aus analogen Zeiten bereits hochwertige Objektive besitzt, wird daher eher zu einer Vollformatkamera greifen.

Fachbegriffe beim Vollformat

Einige Fachbegriffe werden Ihnen im Zusammenhang mit dem Vollformat immer wieder begegnen. Einige wichtige Fachbegriffe haben wir hier für Sie zusammengestellt:

Format Bei der analogen Fotografie kamen unterschiedliche Formate zum Einsatz. Die gängigsten Formate waren das Großformat (Bildgrößen ab 9 x 12 cm), das Mittelformat (Bildgrößen bis etwa 6 x 9 cm) und das Kleinbildformat (24 x 36 mm), das im digitalen Zeitalter Vollformat genannt wird. Dazu kamen diverse Spezialformate, die noch kleinere Maße hatten.

Formatfaktor – auch Crop-Faktor genannt. Um den Bildwinkel, der sich bei den Objektiven ergibt, die mit kleineren Sensoren als dem Vollformat-Sensor arbeiten, mit dem vergleichen zu können, der bei einer Aufnahme mit einer Kleinbildkamera entsteht, wird der sogenannte Formatfaktor benötigt. Er beträgt bei Four-Thirds etwa 2, bei APS-C etwa 1,5. Das bedeutet, dass beispielsweise mit einer Brennweite von 100 mm genau derselbe Bildausschnitt entsteht, als wenn Sie bei einer Kleinbildkamera ein Objektiv mit einer Brennweite von 200 mm beziehungsweise 150 mm verwenden. Bei Kameras mit Vollformat-Sensoren ist daher keine Umrechnung der Brennweite notwendig.

Vollformat Wenn der Sensor, der in einer Digitalkamera eingebaut ist, dieselbe Größe besitzt wie ein analoger Kleinbildfilm, spricht man von einer Vollformatkamera. Kleinbildfilme haben eine Größe von 24 x 36 mm.

FX-Format Nikon nennt seine Modelle, die einen Sensor im Vollformat integriert haben,  FX-Kameras. Die beiden anderen Hersteller – Sony und Canon – verzichten auf eine spezielle Bezeichnung.

Bildrauschen Da die Fotodioden, die bei Vollformat-Sensoren verwendet werden, größer sind als diejenigen bei Kameras mit APS-C-Sensoren (bei gleicher Megapixelanzahl), wirkt sich dies positiv auf das Bildrauschen bei höheren Empfindlichkeiten aus, weil mehr Licht aufgenommen werden kann.

Frage an den Experten

Michael Gradias

Ist das Vollformat besser als das APS-C?

Von „gut“ oder „schlecht“ kann man in diesem Zusammenhang nicht reden. Natürlich zeigen Bilder, die mit einer Vollformatkamera aufgenommen wurden, wegen des größeren Sensors mehr Details. Dem „normalen Hobbyfotografen“ wird der Unterschied allerdings in den meisten Fällen nicht auffallen. Der wichtigste Grund, sich für das Vollformat zu entscheiden, ist ein ganz anderer: Wer von einer analogen Ausrüstung umsteigt und bereits viele hochwertige Objektive besitzt, wird eher zu einer Kamera greifen, die einen Vollformat-Sensor besitzt. Hat man aus analogen Zeiten aber schlechtere Objektive, bieten sich Kameras mit einem APS-C-Sensor eher an, weil hier nur die Mitte der Objektive genutzt wird und sich so viele Abbildungsfehler – wie etwa Randabschattungen (Vignettierungen) – nicht negativ auf das Bildergebnis auswirken. Ein anderer Grund ist das „Umgewöhnen“ beim Wechsel zu Kameras mit kleineren Sensoren. Durch den anderen Bildwinkel, der von APS-C-Kameras erfasst wird, wirkt auch die Schärfentiefe anders. So muss man bei einer Kamera mit einem APS-C-Sensor eine größere Schärfentiefe in Kauf nehmen, als wenn derselbe Bildausschnitt mit einer Vollformatkamera aufgenommen würde. Möchte man sich das Umgewöhnen ersparen, ist der Wechsel zu einer Vollformatkamera sinnvoll. Wer den sogenannten Crop-Faktor allerdings schätzt, weil dadurch der Eindruck einer längeren Brennweite entsteht, für den ist der Wechsel zu APS-C-Kameras reizvoller. Da die Umrechnungsfaktoren etwa bei 1,5 liegen, erhält man beispielsweise mit einem 300-mm-Objektiv einen Bildausschnitt, als wenn man an einer Vollformatkamera ein 450-mm-Objektiv aufgesetzt hätte. Wer ganz neu in die Fotografie einsteigt, kann sich frei entscheiden, welche Sensorgröße ihm mehr zusagt. So sind die Gründe, die für oder gegen das Vollformat sprechen, eher sehr praktischer Natur als ein Kriterium der Bildqualität.

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