Fachartikel

Von 1997 bis 2013 erschienen Artikel von mir in den Fachzeitschriften PC Praxis, Foto Praxis, Video Praxis und der Photoshop Praxis sowie der Business Praxis. Nachfolgend finden Sie alle erschienenen Artikel aufgelistet. Eine kurze Beschreibung zeigt Ihnen, worum es in dem Artikel geht. Klicken Sie einfach auf den Link, um den gesamten Artikel zu lesen. Die Bilder in den Artikeln sind mit vergrößerten Darstellungen verknüpft.

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Tolle Bilder wie vom Profi

Tolle Bilder wie vom Profi

Die große Fotoschule:
Heft 04/2006 (S. 38) 4 Seiten

Unser Autor Michael Gradias

Michael Gradias

Michael Gradias ist seit 1980 selbstständiger Grafikdesigner. Er hat seit 1997 über 70 Fachbücher im Bereich Grafik, Video und Fotografie geschrieben, die insgesamt über eine Million Mal verkauft wurden. Außerdem schreibt er regelmäßig Artikel für verschiedene Computer-Fachzeitschriften, unter anderem PC Praxis und Foto Praxis. Einen Überblick über sein Schaffen finden Sie im Internet unter www.gradias.de und www.gradias-foto.de.

Digitale Bildbearbeitung

Es hängt natürlich zu einem gewissen Grad vom Geschmack des Betrachters ab, ob ihm die Fotos zusagen. Mit dem Einhalten einiger Regeln lässt sich allerdings durchaus beeinflussen, ob Ihre Fotos bei anderen Gefallen finden. Durch ein paar Veränderungen wird aus einem "geknipsten" Foto schnell eine kreative Aufnahme.

Um attraktive Fotos zu erhalten, sollten Sie einige Gestaltungsregeln beachten. Am besten ist es natürlich, das Objekt gleich bei der Aufnahme perfekt in Szene zu setzen. Mit den Möglichkeiten der digitalen Fotografie können Sie aber Aufnahmen, bei denen das nicht perfekt geklappt hat, nachträglich am PC optimieren. Oft holen Sie am PC aus den geschossenen Fotos noch einiges heraus, sodass sich die zusätzliche Arbeit lohnt.

Strahlend blauer Himmel

Gefallen Ihnen Fotos mit einem strahlend blauen Himmel, wie er oft bei Agenturaufnahmen oder in Hochglanzmagazinen zu sehen ist, besonders gut? Wenn Sie einige Dinge beachten, gelingen Ihnen solche Fotos auch. Voraussetzung ist natürlich zuerst einmal, dass Sie bei strahlendem Sonnenschein fotografieren. Wenn Sie nun noch eine einfache Grundregel beachten, erscheint der Himmel auch genauso schön wie in natura auf dem Chip: Achten Sie darauf, dass sich die Sonne exakt in Ihrem Rücken befindet. Die Aufnahme sollte aber nicht bei allzu tief stehender Sonne gemacht werden, weil dann sehr lange Schatten entstehen, die das Bild stören. Am frühen Nachmittag entstehen oft schön ausgeleuchtete Fotos. So erhalten Sie insgesamt eine sehr gute Bildbrillanz. Auf diese Art lässt sich übrigens auch die Bildbrillanz erhöhen, wenn Sie bei bewölktem Himmel fotografieren.

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Einen so strahlend blauen Himmel erhalten Sie, wenn sich die Sonne exakt in Ihrem Rücken befindet

Mit dem Pol-Filter nachhelfen

Falls das Sonnenlicht von der Seite kommt, entsteht ein blassblauer Himmel. In solchen Fällen können Sie sich aber behelfen, indem Sie einen Pol-Filter verwenden. Damit wird die Farbsättigung insgesamt verbessert - auch der Himmel erscheint so blauer. Der Pol-Filter polarisiert die Lichtstrahlen, das bedeutet, dass die Lichtstrahlen ausgerichtet werden. Mit dieser Wirkung lassen sich auch Spiegelungen - beispielsweise auf Metall - vermeiden. Auch Landschaftsaufnahmen wirken viel schöner, wenn sie bei strahlend blauem Himmel aufgenommen werden. Hier sollten Sie aber darauf achten, dass einige Wolken den Himmel zieren. Ein leerer blauer Himmel ist langweilig. Egal, ob Schön- oder Schlechtwetterwolken zu sehen sind: Sie werten ein Foto immer auf. Die schönsten Farben für Landschaftsaufnahmen erhalten Sie natürlich im Herbst, wenn sich die Blätter verfärben.

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Im Herbst finden Sie in der Natur die schönsten und intensivsten Farben für farbenprächtige Fotos

Die Drittelregel

Auch bei der Bildaufteilung sollten Sie ein paar Dinge beachten, um ansprechende Fotos zu erhalten. Als einfache Grundregel sagt man beispielsweise, dass das Foto gedrittelt werden soll. An den Schnittpunkten der Drittellinien werden die bildwichtigen Objekte platziert. Eine derartige Bildaufteilung haben bereits die Maler in der Historie verwendet. Ein gutes Beispiel sind in diesem Fall Landschaftsaufnahmen. Verläuft der Horizont genau durch die Bildmitte, wirkt das Foto eher langweilig. Je nachdem, was Sie im Bild betonen wollen, sollte der Horizont durch das obere oder untere Bilddrittel verlaufen. Wollen Sie z. B. Wolkenformationen hervorheben, rücken Sie den Horizont nach unten. Soll die Landschaft mehr hervortreten, muss der Horizont nach oben geschoben werden. Dabei müssen Sie beachten, dass der Horizont gerade durch das Foto verläuft - ein schiefer Horizont kann die Bildwirkung schnell zerstören. Um den Horizont gerade auszurichten, sind übrigens Gitternetzlinien hilfreich. Viele digitale Kameras verfügen über eine Funktion, um Gitternetzlinien in das Sucherbild einzublenden. Falls dennoch bei der Aufnahme etwas danebengegangen ist, müssen Sie das Bild nachträglich mithilfe eines Bildbearbeitungsprogramms geraderücken.

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Der Verlauf des Horizonts bestimmt bei Landschaftsaufnahmen ganz wesentlich die Bildwirkung. Überlegen Sie, was auf dem Bild am wichtigsten ist: Der Himmel oder die Landschaft, was gibt das spannendere Motiv? Entsprechend sollte die Gewichtung ausfallen

Spannung aufbauen

Die Drittelregel gilt nicht nur für den Horizont bei Landschaftsaufnahmen. Egal, welche Objekte Sie fotografieren: Es wirkt schöner, wenn das zu fotografierende Objekt nicht genau in der Bildmitte, sondern versetzt platziert wird. Dabei wird sozusagen eine Spannung im Bild aufgebaut. Bei einer derartigen Bildgestaltung müssen Sie aber aufpassen, dass der korrekte Bildteil scharf abgebildet wird. Wenn der Fokus im Zentrum des Bilds gemessen wird, visieren Sie das zu fotografierende Objekt zunächst in der Bildmitte an. Speichern Sie die gemessene Schärfe und schwenken Sie dann auf den gewünschten neuen Bildausschnitt. Eine Schärfespeicherungsfunktion bieten die meisten digitalen Kameras an.

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Platzieren Sie das zu fotografierende Objekt nicht direkt in der Bildmitte. Die Beachtung der Drittelregel hilft, Spannung im Bild aufzubauen

Nachträgliche Korrektur

Nun gibt es natürlich auch Situationen, in denen Sie das Bild bei der Aufnahme nicht sorgfältig gestalten können. Das ist zum Beispiel bei bewegten Objekten der Fall. In solchen Fällen bleibt gar keine Zeit, um das Foto ordentlich zu gestalten. Da die aktuellen digitalen Kameras aber meist über eine ausgezeichnete Auflösung verfügen, haben Sie ausreichend Reserven, um Teile des Bilds mithilfe eines Bildbearbeitungsprogramms abzuschneiden. In jedem Bildbearbeitungsprogramm finden Sie ein so genanntes Freistellwerkzeug, mit dem Sie die überflüssigen Bildteile abschneiden können. Es ist sinnvoll, bereits bei der Aufnahme einen etwas größeren Bildausschnitt zu verwenden. Zoomen Sie also etwas zurück oder verwenden Sie ein Objektiv mit einer kürzeren Brennweite. Auf diese Art und Weise können Sie das fotografierte Objekt auch nachträglich außerhalb der Bildmitte positionieren.

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Überflüssige Bildteile lassen sich nachträglich leicht abschneiden. So kann das Wesentliche des Bildes gut zur Geltung gebracht werden

Hochkant oder quer?

Eine weitere Option beim nachträglichen Zuschneiden ist das Ändern der Formatlage. Vielleicht ist Ihnen bei der Aufnahme gar nicht aufgefallen, dass das Foto im hochkanten Format besser wirkt als im Querformat. Wenn genug "Futter" im Bild vorhanden ist, lässt sich dies im Bildbearbeitungsprogramm schnell ändern. Drehen Sie dazu den Freistellungsrahmen einfach um 90°. Wenn Sie sich bei der Aufnahme nicht sicher sind, welche der Varianten besser wirkt, können Sie natürlich auch einfach beide Varianten aufnehmen, um das spätere Bearbeiten zu vermeiden. Es ist sehr unterschiedlich, in welcher Formatlage die Motive gut wirken. Einige wirken nur im Querformat, andere nur im hochkanten Format. Bei einigen Motiven können beide Varianten zu interessanten Ergebnissen führen. Manchmal benötigen Sie aus Sachzwängen eine hochkante Variante - beispielsweise, wenn Sie sich ein Fotobuch zulegen wollen. Daher ist es sehr sinnvoll, beim Fotografieren zu prüfen, ob das anvisierte Motiv auch in der hochkanten Variante gut aussieht.

Positive Linienführung

Linien spielen in einem Foto eine große Rolle. Man sagt, dass Linien aufsteigen sollten. Eine waagerecht durch das Bild laufende Linienführung wirkt weniger interessant, als wenn die Linie schräg durch das Foto läuft. Als Regel sagt man, dass Linien aufsteigend verlaufen sollten - also zum Beispiel von unten links nach oben rechts. Solche Linienführungen wirken positiv, was mit an unserer Leserichtung liegt. Auch bei dieser Aufgabenstellung kann nachträglich nachgeholfen werden. Wenn es das Motiv zulässt, spiegeln Sie gegebenenfalls einfach das Bild horizontal. Wenn Schriftzüge oder Ähnliches im Bild vorhanden sind, klappt das natürlich nicht - dann würde die Bildveränderung ja auffallen.

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Aufsteigende Linien wirken positiver als fallende Linien. Die Linienführung von links unten nach rechts oben entspricht unserer Leserichtung

Die Regeln brechen

Kein Regel ohne Ausnahme: Wenn Sie alle Regeln sorgfältig "erlernt" haben, können Sie anfangen, sie zu brechen. Bei rein symmetrischen Aufnahmen kann es auch reizvoll wirken, wenn die Drittelungsregel nicht beachtet würde oder die Linienverläufe waagerecht und senkrecht statt schräg wären. Wichtig ist allerdings, dass man bei derartigen Fotos sehr "sauber" fotografiert. Kippen Sie beispielsweise die Kamera ein wenig, kann die Bildwirkung futsch sein. Die abgebildete Hausfassade zieht die Blicke unter anderem wegen der ungewöhnlichen Aufteilung und der Farbgegensätze auf sich. Probieren Sie ruhig auch einmal sehr ungewöhnliche Bildausschnitte oder Perspektiven aus - schön ist letztlich, was gefällt. Klar, dass dabei nicht immer der Geschmack von allen getroffen werden kann. Schließlich unterscheiden sich die Geschmäcker teilweise ja recht deutlich. Das sollte Sie aber nicht davon abhalten, zu experimentieren.

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Bei symmetrisch aufgebauten Fotos dürfen die Regeln auch einmal gebrochen werden

Einrahmen

Bilder sollten im besten Fall aus einem Vorder- und Hintergrund bestehen, damit sie ansprechend wirken. So lassen sich völlig andere Bildwirkungen erzielen, wenn irgendwelche Gegenstände im Vordergrund mit in die Bildgestaltung einbezogen werden. Dies ist besonders wichtig, wenn das Motiv eher "zweidimensional" fotografiert wird. In der Natur reicht es oft, einen Schritt zurückzugehen, um zum Beispiel einen Baum oder Strauch mit in die Gestaltung einzubeziehen. Bei perspektivischen Bildern - wie etwa eine Straße - ist dieser Punkt nicht allzu bedeutend. Die abgebildete Allianz-Arena ist ein solches Beispiel. Während bei der linken Aufnahme der "Vordergrund" sehr trist wirkt, sind beim rechten Bild einige Bäume in die Bildkomposition einbezogen. Dadurch entsteht eine völlig andere Bildwirkung.

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Wenn im Vordergrund Gegenstände mit einbezogen werden, wirkt das Ergebnis direkt ansprechender. Das Motiv ist mehr in die Umgebung eingebettet

Farbharmonie und Farbkontraste

Wenn die Farben das Bild bestimmen sollen, haben Sie verschiedene Möglichkeiten. Attraktiv sind oft kontrastierende Farbkombinationen. Das sind Farben, die sich im Farbkreis gegenüberliegen, also beispielsweise Rot und Grün oder Blau und Gelb. Den Gegensatz dazu bilden harmonierende Farben, die im Farbkreis nebeneinander liegen, wie etwa Gelb, Orange und Rot. Wird das Bild von einer einzelnen Farbe dominiert, spricht man von monochromen Bildern - auch dies kann attraktiv wirken. Bei monochromen Bildern müssen Sie beachten, dass der automatische Weißabgleich der Kamera "durcheinander" kommen kann. Wenn Sie z. B. eine gelbe Wand fotografieren, könnte der automatische Weißabgleich dies als Farbstich deuten und ihn entfernen. Dann könnte eine weiße Wand entstehen. Tritt solch ein Fall auf, muss man den Weißabgleich manuell einstellen. Höherwertige Kameras bieten derartige Funktionen meist an. Wenn Sie Bilder gerne mögen, bei denen die Farben dominieren, sollten Sie eher bei Sonnenschein fotografieren, da dann leuchtende Farben entstehen. Automatisch handeln Sie sich dabei aber auch einen Nachteil ein: "Die Lichter fressen aus - die Schatten laufen zu", sagt man dazu. Das harte Licht kann so dafür sorgen, dass z. B. Reflexionen (große weiße Flecken) im Bild sind, die keine Zeichnung enthalten. Fotografieren Sie dagegen bei "trübem" Wetter, entstehen durch "weiches" Licht eher pastellartige Farben, die ebenfalls ihren Reiz haben. In dieser Lichtstimmung lassen sich romantisch wirkende Fotos aufnhemen. Motive mit diffizilen Strukturen sind dabei ein mögliches Einsatzgebiet - Felder mit goldenen Ähren etwa.

Fazit

Fotos sind Geschmackssache, dennoch gibt es einige Regeln, die helfen können, Bilder interessant und ansprechend zu gestalten. Nicht immer kann direkt bei der Aufnahme darauf geachtet werden, aber spätestens am PC sind Korrekturen möglich.

Stürzende Linien entfernen

Mit der digitalen Fotografie bietet sich die Möglichkeit, die unschönen stürzenden Linien nachträglich zu entfernen. Dazu lässt sich jedes x-beliebige Bildbearbeitungsprogramm verwenden. Zur Korrektur sind die folgenden Arbeitsschritte nötig.

Schritt 1

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Starten Sie das von Ihnen bevorzugte Bildbearbeitungsprogramm und laden Sie das Bild, das die stürzenden Linien enthält. Wir verwenden für unser Beispiel Photoshop Elements 4.0, das von vielen Anwendern genutzt wird. Rufen Sie das Lupenwerkzeug aus der Werkzeugleiste auf und tippen Sie einen Zoomwert ein, bei dem ein freier Arbeitsbereich zu sehen ist. Ein mögliches Beispiel sehen Sie im nebenstehenden Bild.

Schritt 2

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Rufen Sie die Menüfunktion "Bild/Transformieren/Perspektivisch verzerren" auf. Sie erhalten dann einen Hinweis, dass für diese Funktion die Umwandlung des Hintergrunds in eine Ebene nötig ist. Bestätigen Sie diesen Hinweis. Anschließend sehen Sie im "Ebenen"-Palettenfenster die neue Ebene.

Schritt 3

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Verwenden Sie die Funktion "Ansicht/Raster", um Rasterlinien einzublenden. Damit fällt die Orientierung leichter - Sie erkennen dann gut, wie schief die Hauskanten sind.

Schritt 4

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An den Ecken sehen Sie Markierungspunkte. Ziehen Sie diese Markierungspunkte mit gedrückter linker Maustaste, um die Perspektive zu korrigieren. Wird beispielsweise der linke Markierungspunkt gezogen, ändert sich der rechte Markierungspunkt gleichzeitig mit. Beobachten Sie während des Verziehens die Holzbalken im Raster und ziehen Sie die Markierungspunkte so weit, bis die Balken gerade sind.

Schritt 5

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Um die Korrektur zu beenden, können Sie wahlweise die Enter-Taste drücken, oder doppelt innerhalb des Rahmens klicken. Alternativ dazu lässt sich auch der Haken in der Optionsleiste verwenden. Erst nach der Bestätigung wird das Bild neu berechnet.

Schritt 6

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Das korrigierte Ergebnis sieht "professioneller" aus als die Variante mit den stürzenden Linien. Es ist zu empfehlen, zum Abschluss die Ebene wieder mit dem Hintergrund zusammenzuführen, da beim Arbeiten mit Ebenen größere Dateien entstehen. Verwenden Sie dazu die Funktion "Ebene/Auf Hintergrundebene reduzieren". Anschließend wird im "Ebenen"-Palettenfenster wieder ausschließlich der Hintergrund angezeigt.

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