Fachartikel

In den Jahren 1994 und 1995 erschienen Artikel von mir in der renomierten Computerfachzeitschrift c't. Nachfolgend finden Sie alle erschienenen Artikel aufgelistet.  Eine kurze Beschreibung zeigt Ihnen, worum es in dem Artikel geht. Klicken Sie einfach auf den Link, um den gesamten Artikel zu lesen. Die Bilder in den Artikeln sind mit vergrößerten Darstellungen verknüpft.

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Grafische Symbiose - QFX für Windows 3.1, 95 und NT

Grafische Symbiose - QFX für Windows 3.1, 95 und NT

Kurz vorgestellt: Heft 12/1995 (S. 86) 2 Seiten

QFX for Windows

Bildbearbeitung für Windows 3.1, 95 und NT

Hersteller: Ron Scott Inc., USA
Vertrieb: Techex, Taufkirchen
Preise:
1679 DM (Windows 3.1, 95, NT 3.5/Intel),
3163 DM (Windows NT für MIPS oder Alpha),
863 DM (Cross-Upgrade)
Systemvoraussetzungen: 386-PC, 16 MByte RAM (32 MByte empfohlen)

Pixel- und Vektorgrafikfunktionen vereint QFX for Windows, ein Programm, dessen frühere MSDOS-Versionen in deutschen Landen - zu Unrecht - weitgehend unbeachtet geblieben sind, denn der Leistungsumfang dieser Bildbearbeitungssoftware ist einzigartig.

Beim Plattformwechsel von MSDOS auf Windows hat der Hersteller Ron Scott Inc. ganze Arbeit geleistet: QFX for Windows läuft nicht nur unter Windows 3.1, Windows 95 und Windows NT - auch spezielle Versionen für Windows-NT-Rechner mit MIPS- und Alpha-Prozessor hat man nicht vergessen.

Alle Funktionen von QFX bestechen durch ihre ungewöhnlich hohe Arbeitsgeschwindigkeit. Schon beim Laden des Programmes fällt ein deutlicher Unterschied zu Photoshop 3.0 auf. Das Laden eines Beipielbildes im Targa-Format benötigte beim Test unter QFX 30 Prozent weniger Zeit als unter Photoshop. Dieser Vergleichswert ließ sich beim Test mit vielen verschiedenen Funktionen bestätigen. So ist das Bearbeiten größerer Bilder angenehmer geworden - ständiges Warten entfällt.

QFX für Windows nutzt nicht nur lange Dateinamen, sondern auch - mindestens genauso wichtig - in vollem Umfang die Multithreading-Fähigkeiten von Windows 95. So kann man ein Bild bearbeiten, während ein anderes Bild gedruckt oder geladen wird. Ein Task-Manager zeigt dabei den Fortschritt an. Während der Bearbeitungen ist die Reihenfolge der Tasks veränderbar; der Anwender kann Vorgänge löschen oder Informationen zu Bildern der Liste abrufen.

Angenehm fällt auf, daß sich eine beliebig hohe Zahl an Undo/Redo-Schritten einstellen läßt. In der Natur der Sache liegt aber, daß jeder Schritt allerhand Speicherplatz kostet - zuerst im RAM und dann auf der Festplatte. QFX arbeitet wie jedes bessere Bildbearbeitungsprogramm sehr ausgiebig mit Auslagerungsdateien, deshalb sollte genügend Speicherplatz auf der Festplatte frei sein.

Sämtliche Funktionen können auch in Stapeldateien - sogenannten `Queues´- verwendet werden. Mit ihnen lassen sich einmal zusammengestellte Effekte automatisch auf eine beliebige Anzahl von Bildern übertragen. Um die Queues zu benutzen, muß der Anwender keine Skriptsprache erlernen. Vielmehr zeigt QFX alle Befehle in einer Liste an; jeden davon kann man einfach durch Anklicken in die Liste der Aufgaben einfügen. Wildcards für Dateinamen sind dabei ebenso zulässig wie Schleifen für sich wiederholende Vorgänge. Eine Pause für Eingaben des Benutzers ist ebenso vorgesehen. Sollte es bei einer Stapelbearbeitung zu Fehlern kommen, kann die Queue angewiesen werden, dennoch weiterzuarbeiten.

In dem vorhandenen Funktionsumfang ist diese Stapelverarbeitung wohl einmalig auf dem Markt. Viele Aufgaben lassen sich damit wesentlich effektiver als mit der meisten anderen Software erledigen - einer der vielen Gründe für die Tauglichkeit von QFX im professionellen Einsatz. Einmal gespeicherte Queues lassen sich sogar zum leichteren Aufruf mit einem Icon in die Werkzeugleiste einbinden.

QFX versteht mehr als 30 Import-Formate von Photo CD bis Scitex. Beim Laden und Speichern von Bildern zeigt es Thumbnails - ebenso wie bei den Bearbeitungsfunktionen. Der angezeigte Bildausschnitt der Thumbnails läßt sich bei allen Effekten frei bestimmen.

Die innerhalb des Programmes vorhandenen acht Filter - wie unter anderem der Blur-, Unsharp-Mask-, Oil- und Relief-Effekt - zeichen sich durch eine sehr gute Bildqualität aus und gehen auch in der Funktionsvielfalt über den Standard hinaus. Die Ergebnisse wirken sauberer als bei Konkurrenzprodukten. Am meisten fällt das beim Skalieren und Rotieren von Bildern auf.

Für die gängigen Effekte kann QFX auf Photoshop-kompatible Plug-In-Filter zurückgreifen. Bei einigen wenigen dieser Plug-Ins erschien im Test allerdings noch die Meldung, daß QFX bestimmte spezielle Features nicht unterstützt. Der Hersteller arbeitet daran, diesen Mangel zu beheben.

Faltenwerfer

Ein aufwendiger und ungewöhnlicher Effekt verbirgt sich hinter der Funktion Warping and Shading. Zwar bieten auch andere Programme inzwischen die Möglichkeit, Bilder mittels eines frei wählbaren Gitternetzes zu verzerren. QFX kann aber darüber hinaus die sich so ergebenden Formen mit Licht und Schatten versehen. So lassen sich unter anderem wunderschön zerknitterte Papiere herstellen. Diese Funktion ist leistungsstärker und wirkungsvoller als die Beleuchtungseffekte anderer Programme.

Durch die vielseitigen Maskierungsfunktionen von QFX gelangen auch Glow-, Emboss- und Shadow-Effekte zu neuen Höhen. Alphamasken können zum Beispiel auch aus bestehenden Bildern der Maske des aktuellen Bilds hinzugefügt oder von ihr subtrahiert werden. Das Zauberstab-Werkzeug erzeugt den Alphakanal automatisch. Diverse Funktionen - zum Beispiel Addieren und Subtrahieren - kombinieren zwei Bilder zu einem Bild. Hier entspricht QFX dem Niveau anderer professioneller Software.

Der Umriß von Bildbereichen, die bearbeitet werden sollen, läßt sich gut nachträglich abändern: Die Lasso-Funktion verfügt dazu über eine komfortable Knoten-Editierung, die einerseits an die Kurvenbearbeitung in Vektorprogrammen und andererseits an die Pfad-Funktionen von Photoshop erinnert. Liegt der gewünschte Bildbereicht schließlich fest, läßt sich der vorab ausgewählte Effekt entweder bildfüllend oder eben auf den Bereich beschränkt anwenden. Wie weich der Effekt an den Kanten ausgeblendet wird, ist dabei einstellbar.

QFX beläßt es nicht bei der Bildbearbeitung: Schaltet man in den Draw-Modus, stellt das Programm einen überraschenden Satz an Vektorfunktionen bereit. So lassen sich geometrische Grundformen mit den Möglichkeiten eines Vektorprogrammes bearbeiten; Dateien im Adobe-Illustrator-Format können importiert werden. Die Menge an Grundformen ist zwar nicht üppig - man kann nur Rechtecke, Ellipsen und Freihandlinien erzeugen -, sollte aber für die alltägliche Arbeit ausreichen. Gruppier-, Ausrichtungs- und Ebenen-Funktionen sind dagegen sehr umfangreich. Sie entsprechen dem Standard ausgewachsener Vektorprogramme.

Faltenwurf
Egal ob Flagge oder zerknülltes Papier: QFX sorgt für den Faltenwurf.

Weiche Kanten

Einzigartig ist die Möglichkeit, Objekte (im Vektorformat!) mit weich auslaufenden Kanten zu versehen, selbst wenn es sich dabei um Objekte mit Bitmaptextur handelt. Selbst während der Arbeitsphase zeigt QFX diese auslaufenden Flächen zügig an. Da es Objekte vereinen und voneinander abziehen kann (Join und Subtract), lassen sich auch `weiche Löcher´ in die geometrischen Formen schneiden. Die Kantenweichheit von Objekten läßt sich in 127 Stufen einstellen, so ist ein weit auslaufender, weicher Übergang zwischen Elementen kein Problem. Auch die Transparenz jedes Objektes selbst läßt sich stufenlos variieren.

QFX kann jedes Objekt in unterschiedlichen Varianten mit dem Hintergrund überblenden (zum Beispiel mit Addition, Abdunkeln, Differenz, Doppelbelichtung, Aufhellen oder Multiplikation). Dabei ist es egal, ob das Objekt einfarbig ist, einen Verlauf enthält oder ob es mit einer Bitmaptextur versehen ist. Verläufe lassen sich kreisförmig oder mit vier oder fünf Eckwerten linear oder rechteckig erzeugen. Leider ist das Zurechtschneiden von Bitmapobjekten nur umständlich durch die Join- und Subtract-Funktion möglich. Mit Hilfe der Bildauswahl könnte das einfacher gelöst sein.

Die Funktion Object Shadows sorgt für automatische Schatten, die auch weiche Kanten haben können. Die Schatten fallen dabei auf darunterliegende Objekte oder auf den Hintergrund. Ihre Farbe und Transparenz ist einstellbar. Von MSDOS-Programmen sind derartige Funktionen bereits länger bekannt, der Windows-Anwender dürfte dagegen von den faszinierenden grafischen Effekten überrascht sein. Auch im Vektormodus läßt sich der Alphakanal des Ausgangsbildes bearbeiten und nutzen, was die Gestaltungsmöglichkeiten potenziert.

Zu jedem Zeitpunkt der Arbeit im Draw-Modus kann QFX eine `Preview Render´-Version des Bildes anzeigen. Auf Wunsch fügt es die Vektorobjekte im `Final Render´-Modus mit dem Ausgangsbild bleibend zu einem Pixelbild zusammen. (Weil sich danach die Eigenschaften der Vektorobjetkte nicht mehr ändern lassen, empfiehlt es sich, sie vorher getrennt zu sichern.) Alle Objekte glättet QFX beim Rendern an ihren Kanten (Antialiasing), die resultierenden Bilder haben eine entsprechend hohe Qualität.

Grafische Symbiose - QFX für Windows 3.1, 95 und NT
Die eine oder andere Dialogbox von QFX könnte klarer gestaltet sein.

Während der Bearbeitungsphase kann man beliebig zwischen dem Paint-Modus der Bildbearbeitung und dem Draw-Modus der Vektorgrafik hin- und herschalten und jeweils Veränderungen durchführen. Das umständliche Starten von mehreren Programmen für die beiden unterschiedlichen Aufgabenstellungen gehört mit QFX der Vergangenheit an - ebenso wie die damit verbundenen Probleme, zum Beispiel Speichermangel und Inkompatibilitäten.

Die vorliegende 32-Bit-Version für Windows 95 stellt nicht nur eine simple Portierung der seit 1989 erhältlichen MSDOS-Version dar. Sorgfältig wurden Screendesign und auch sämtliche Funktionen an die Windows-95-Konventionen angepaßt, wenn auch noch einige Dialogboxen, zum Beispiel Image Control, etwas eigenwillig aussehen. Die vorgegebene Werkzeugleiste kann der Anwender frei nach den eigenen Wünschen gestalten. Quick Tips sind vorhanden, und die angebotene Hilfedatei unterstützt den Anwender sehr ausführlich bei Fragen zu speziellen Funktionen.

Für einen reibungslosen Einstieg in dieses Programm sorgt das umfangreiche und leicht verständliche (auf absehbare Zeit aber nur englischsprachige) Handbuch, das keine Fragen offenläßt. Nach dessen Lektüre ist man überrascht, wie alle diese Funktionen in die übersichtlich gestaltete Oberfläche integriert sind. Die Vielfalt erschlägt den Anwender nicht; alle Auswahlboxen sind leicht zu verstehen, obwohl sie jede erdenkliche Voreinstellung von Funktionen zulassen.

Der Preis von QFX ist vollkommen gerechtfertigt. Besonders interessant ist das Cross-Upgrade-Angebot: Es gilt nicht nur für die MSDOS-Version von QFX, sondern bemerkenswerterweise auch für eine große Anzahl an Programmen anderer Hersteller - die man trotz Upgrade zu QFX aber weiter anwenden darf. Beeindruckend war während der Testphase auch die außerordentliche Stabilität. Es gab keinerlei Ausfall, selbst bei der Bearbeitung von 40 MByte großen Bilddateien ging die Arbeit mit einem 486DX2/66 und 32 MByte RAM flott von der Hand.

Beim großen Sprung von MSDOS nach Windows haben sich die Entwickler um Ron Scott sorgfältig um ein stabiles Programm bemüht. Im Gegensatz zu anderen Produkten fühlt man sich auch bei dieser frühen Version nicht als Betatester ... (jl)

Grafische Symbiose - QFX für Windows 3.1, 95 und NT
QFX bearbeitet Vektorgrafiken wie ein reinrassiges Vektorprogramm.

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