Foto Praxis: Heft 06/2007
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2005 revolutionierte die Canon EOS 350D den Markt digitaler Spiegelreflexkameras; das Nachfolgemodell 400D kam ein Jahr später. Wegen des guten Preis-Leistungs-Verhältnisses wagen viele Besitzer den Sprung zur digitalen Spiegelreflexfotografie. Wir verraten die besten Kameratricks
Schon das Vorgängermodell der 350D, die EOS 300D, sorgte für einen Boom – durch die hochwertige Technik ist die EOS 400D auch für ernsthafte Einsätze engagierter Hobbyfotografen geeignet. Die 10,01 Megapixel der Kamera reichen aus, um Fotos in DIN-A4-Größe in perfekter Qualität auszugeben. Außerdem haben Sie dank der hohen Auflösung die Möglichkeit, Bildteile auszuschneiden, wenn das Foto nicht in der maximal möglichen Größe ausgedruckt werden soll. Dies ist sehr nützlich, wenn Sie z. B. nicht nah genug an ein Objekt herangehen konnten.
Durch ihr geringes Gewicht können Sie die Canon EOS 350D oder 400D überall hin mitnehmen. Sie liegt gut in der Hand. Manche Fotografen meinen sogar, sie wäre etwas zu leicht. Je leichter eine Kamera ist, umso schneller kommt es zu Verwacklungen, weil die Kamera schwerer ruhig gehalten werden kann. Die „Griffigkeit“ der Kamera lässt sich aber verbessern, wenn der optional erhältliche Batteriegriff BG-E3 angesetzt wird. Dieser nimmt zwei Akkus auf. So erweitern Sie zusätzlich Ihren Aktionsradius, ehe die Akkus ausgetauscht werden müssen. Praktisch ist auch der zweite Auslöser am Batteriegriff, der für Hochkantaufnahmen eingesetzt werden kann.
Standardmäßig werden die Einsteiger-SLRs von Canon mit einem 18–55mm-Objektiv im Kit angeboten. Dieses eignet sich für viele Aufgaben: von der Familienfeier bis zur Landschaftsfotografie. Die 18-mm-Brennweite deckt den Weitwinkelbereich ab, der etwa für Landschaftsaufnahmen benötigt wird. Durch den Umrechnungsfaktor von 1,6 gegenüber analogen Spiegelreflexkameras ergibt sich bei der 55-mm-Brennweite ein schwaches Teleobjektiv von 88 mm.
Digitale Fotos unterscheiden sich in einem Punkt bedeutend von den analogen Pendants. Während früher nach dem Druck auf den Auslöser das Foto „feststand“, ist dies heute nicht mehr so. Kameraintern werden verschiedene Bildeigenschaften automatisch verändert. So werden Kontrast, Farbsättigung und Schärfe bei der Canon EOS 350D oder 400D automatisch angehoben, bevor das Bild auf die Speicherkarte geschrieben wird. Eine Ausnahme ist das RAW-Format. Werden Fotos in diesem Rohdatenformat gesichert, bleiben die Originaldaten erhalten – das Foto kann man nachträglich am PC anpassen. Der Vorteil der „normalen“ JPG-Fotos: Durch das Optimieren in der Kamera ersparen Sie sich das nachträgliche Bearbeiten. Die Fotos sehen gleich nach dem Laden auf den PC brillant aus. Vielleicht gefällt Ihnen aber das automatische Optimieren nicht. Hier bietet die Canon eine gesonderte Option an. Im „Aufnahmemenü 2“ wird unter der „Parameter“-Option eingestellt, ob und wie das Foto automatisch korrigiert werden soll. Dabei stehen verschiedene Standardeinstellungen zur Verfügung. Beim „Parameter 2“ wird beispielsweise auf die Optimierung verzichtet. Außerdem lassen sich eigene Einstellungen festlegen. So können Sie den Kontrast, die Farbsättigung oder die Schärfe um zwei Stufen verstärken oder reduzieren. Da bei den Maximaleinstellungen sehr deutliche Veränderungen eintreten, sollten Sie Tests durchführen, um zu ermitteln, welche Veränderungen Ihnen zusagen. Wenn Sie Ihre Fotos prinzipiell am PC nachbearbeiten, ist es empfehlenswert, auf die kamerainternen Korrekturen zu verzichten.
Bei bestimmten Aufnahmesituationen kann es vorkommen, dass die automatische Belichtungsmessung der Canon-Kamera überfordert ist. Wie alle höherwertigen digitalen Kameras bietet die Canon natürlich auch verschiedene Möglichkeiten an, um die Belichtung zu korrigieren. Wollen Sie nur eine andere Verschlusszeiten-Blenden-Kombination verwenden, drehen Sie am Einstellrad – shiften nennt man das. Diese Variante ist zum Beispiel sinnvoll, wenn Sie durch eine kleinere Blende den scharf abgebildeten Bereich im Foto vergrößern wollen. Wenn Sie genau wissen, wie das Foto korrigiert werden muss, bietet sich die Belichtungskorrektur an. Nach dem Drücken der Belichtungskorrekturtaste können Sie durch Drehen des Einstellrads das Foto in 1/3-Blendenstufen bis zu zwei Blenden über- oder unterbelichten. Hier ist ein wenig Erfahrung nötig, um den passenden Korrekturwert einzustellen. Gegenlichtaufnahmen, bei denen ein Objekt im Vordergrund aufgehellt werden soll, sind ein typisches Beispiel.
Wenn Sie unsicher sind, welche Belichtung passend ist, fertigen Sie einfach eine automatische Belichtungsreihe mit unterschiedlichen Einstellungen an. Da digitale Fotos ja nichts kosten, löschen Sie anschließend alle Fotos, bei denen Ihnen die Helligkeit nicht gefällt. Um wie viele Blendenstufen die Belichtungen variieren sollen, stellen Sie bei der EOS 350D/400D im „Aufnahmemenü 2“ im Menüpunkt „AEB“ ein. Die Bilder können sich um bis zu zwei Blendenstufen unterscheiden. Die Einstellung lässt sich in 1/3-Stufen einstellen. Nach dem Festlegen der Einstellungen halten Sie den Auslöser einfach so lange gedrückt, bis die drei Fotos mit unterschiedlichen Belichtungswerten geschossen sind.
Die Canon EOS 350D/400D bietet diverse Automatiken für einen schnellen und erfolgreichen Einstieg in die Fotografie an. Sie brauchen beispielsweise nur den Porträt-Modus einzustellen; die Einstellungen, die für diese Aufgabenstellung am besten geeignet sind, nimmt die Kamera dann selbstständig vor. Beim Porträt-Modus wird z. B. eine Verschlusszeiten-Blenden-Kombination gewählt, bei der ein unscharfer Hintergrund entsteht. Dies ist auch sehr sinnvoll, weil bei Porträtaufnahmen davon ausgegangen werden kann, dass die fotografierte Person vor dem Hintergrund freigestellt werden soll. Dies ergibt nämlich ein harmonisches Ergebnis. Mit den Programmen im Motivbereich handeln Sie sich aber auch einen Nachteil ein: Viele erweiterte Funktionen sind dann nicht verfügbar. Das „Aufnahmemenü 2“ kann in diesen Modi nicht aufgerufen werden. So ist eine Belichtungsreihe ebenso wenig einzustellen, wie das Aktivieren anderer Weißabgleicheinstellungen oder die Korrektur der automatischen Bildkorrekturwerte. Sobald Sie also den „Einsteiger-Status“ überwunden haben, sollten Sie auf die Motivprogramme verzichten und stattdessen auf die Kreativprogramme zurückgreifen, wie etwa die Programm- oder Blendenautomatik.