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Lektion 55: Handbuch: Nikon 1 J1

Die große Fotoschule III - Nikon 1 J1

Die große Fotoschule III:
Teil 4 - 2011
(Seite 90 / 4 Seiten)

Handbuch Nikon 1 J1

Für etwa 600 Euro für Body inklusive 10–30 mm-Objektiv bietet Nikon die J1 an, die Teil des ganz neu entwickelten Nikon 1-Systems ist. Die neuen Nikon-Systemkameras arbeiten mit einem Sensor im sogenannten CX-Format. Aber die neuen Modelle haben noch mehr Innovationen zu bieten.

Schon lange gab es Gerüchte, dass Nikon als der erste der beiden großen Hersteller in den immer stärker wachsenden Markt der spiegellosen Systemkameras einsteigen würde. Ende September war es dann soweit – Nikon stellte das neue System mit der Bezeichnung Nikon 1 vor und startete zunächst mit zwei Kameramodellen – der höherwertigeren V1 und der preisgünstigeren J1 – sowie drei Zoomobjektiven und einer Festbrennweite. Während die Zoomobjektive einen Brennweitenbereich von 10 bis 110 mm abdecken, bietet die Festbrennweite 10 mm und eine Lichtstärke von f 2.8. Bei einem Cropfaktor von 2,7, der sich durch den neuen CX-Sensor ergibt, sind dies 27 mm im Kleinbildäquivalent.

Die J1 hat im Gegensatz zur teureren V1 keinen elektronischen Sucher und muss mit einem integrierten Popup-Blitz auskommen. Das Anbringen eines externen Blitzes ist nicht möglich. Auch das Anschließen eines externen Mikrofons bleibt der V1 vorbehalten. Auch auf ein Sensorreinigungssystem muss der Anwender verzichten. Nikon hat der J1 stattdessen eine Staubschutzscheibe spendiert, sodass kein Staub direkt auf den Sensor gelangen kann. Erwähnenswert ist übrigens, dass die beiden Modelle nicht auf das bei Systemkameras ansonsten übliche 4:3-Seitenverhältnis bauen, sondern auf das 3:2-Seitenverhältnis, das bei der analogen und digitalen Spiegelreflexfotografie üblich ist. Beide Modelle bestechen durch ihre außerordentliche Kompaktheit, wobei die J1 sogar noch etwas kleiner als die V1 ist. So ist die J1 gerade einmal 106 mm breit und 61 mm hoch. Dennoch liegt sie erstaunlich gut in der Hand und das, obwohl keine Griffleiste auf der Vorderseite – wie beim größeren Modell V1 – vorhanden ist. Mit nur knapp 280 Gramm (inklusive Akku und Speicherkarte) eignet sich die J1 gut als Immer-dabei-Kamera. Erstaunlich ist die hohe Bildrate, die Sie mit der J1 erreichen können. So sind bis zu 10 Bilder pro Sekunde in voller Auflösung möglich. Wird die Auflösung auf Full HD reduziert, kann man sogar 60 Bilder pro Sekunde aufnehmen. Bei der Neuentwicklung des Systems hat sich Nikon einige ganz neue Funktionen einfallen lassen. Dabei profitiert man von der Leistungsfähigkeit des ebenfalls neu entwickelten Bildprozessors. Der Doppelkern EXPEED-3-Prozessor soll bis zu 600 Megapixel pro Sekunde verarbeiten können.

Dank dieser Geschwindigkeit gibt es die neuen Funktionen wie den bewegte Schnappschuss und den Smart Photo Selector, die wir Ihnen beide in einem Workshop vorstellen. Auch beim Autofokus geht man neue Wege und kombiniert das schnellere Phasen-Autofokussystem mit der Kontrastmessung. Während bei Videos die Phasenerkennung eingesetzt wird, werden bei Fotos Phasen- und Kontrast-Autofokus kombiniert, je nachdem, ob sich das Objekt bewegt oder nicht. Laut Nikon soll es sich um das derzeit schnellste Autofokusmesssystem bei spiegellosen Kameras handeln. In der Praxis zeigt sich, dass tatsächlich sehr schnell und vor allem sicher fokussiert wird. Videos kann die J1 in Full HD-Qualität aufzeichnen. Während die Filmaufzeichnung läuft, können sogar hochaufgelöste Fotos aufgenommen werden, die dann allerdings in 16:9 gespeichert werden. Wahlweise können die Filme auch mit 60 Halbbildern pro Sekunde aufgenommen werden. Wenn die Filmbildgröße auf 640 x 240 Pixel reduziert wird, lassen sich Highspeed-Filme mit einer Bildrate von 400 Bildern pro Sekunde aufnehmen. So erstellen Sie ganz leicht Zeitlupenfilme. Die Bedienung der J1 richtet sich im Wesentlichen an Einsteiger. Die Menüs sind übersichtlich aufgebaut, auch wenn Nikon dem neuen System auch eine neue Gestaltung der Menüs verpasst hat. Einsteiger werden sich im intuitiv bedienbaren Menü sofort zurechtfinden.

Die große Fotoschule III - Nikon 1 J1
Die J1 liefert detailreiche Fotos, die die Farben sehr gut und neutral wiedergeben

Der Modus Smart Photo Selector

Nikon hat bei seinen neuen Systemkameras zwei ganz neue Modi implementiert, die wir Ihnen in zwei Workshops vorstellen wollen. Der Smart Photo Selector soll dafür sorgen, dass Sie den „richtigen Augenblick“ erwischen. So kann es schnell passieren, dass Sie eine tolle Szene ganz knapp verpassen, weil Sie den Auslöser zu spät durchdrücken, oder Sie sind etwas zu hektisch und drücken zu früh ab. Die J1 nutzt den schnellen Bildprozessor und den großen Pufferspeicher, um Bilder „zwischenzulagern“ und die besten Aufnahmen zur Auswahl bereitzustellen.

1. Den Modus Smart Photo Selector einstellen: Der Moduswähler der J1 ist auch ganz neu gestaltet. Dort sind nicht die üblichen vielen Modi vorhanden, die von anderen Modellen bekannt sind. Lediglich vier Einstellungen sind hier möglich. Den Modus Smart Photo Selector erreichen Sie über das zweite Symbol. Es ist im nachfolgend gezeigten Bild markiert.

Die große Fotoschule III - Nikon 1 J1

2. Nach dem Aufruf wird der Modus kurz auf dem Monitor angezeigt.

Die große Fotoschule III - Nikon 1 J1

3. Das folgende zweite Bild zeigt die anschließende Anzeige. Hier ist oben links erkennbar, dass die J1 automatisch den SCENE-Modus verwendet und selbstständig das passende Motivprogramm heraussucht – im Beispiel ist es der Makromodus. Außerdem ist zu erkennen, dass der Fokus in einem sehr großen Bereich ermittelt wird, der einen Großteil des Fotos abdeckt.

Die große Fotoschule III - Nikon 1 J1

4. Sobald Sie den Auslöser bis zum ersten Druckpunkt durchdrücken, beginnt die J1 mit der Pufferung der Daten, nachdem erfolgreich fokussiert wurde. Ein Symbol oben links kennzeichnet die Pufferung. In diesem Stadium ist aber noch kein Bild „endgültig aufgenommen“. Solange der Auslöser halb durchgedrückt bleibt, wird die Fokussierung nachgeführt, wenn sich das fotografierte Objekt bewegt.

Die große Fotoschule III - Nikon 1 J1

5. Wenn Sie den Auslöser nicht durchdrücken, wird die Pufferung nach 90 Sekunden beendet und nichts auf der Speicherkarte gesichert. Wird der Auslöser aber ganz durchgedrückt, beginnt die J1 mit der Analyse der Daten, wobei auch noch eine Pufferung kurz nach dem Auslösen stattfindet. Das folgende Symbol über dem abgedunkelten Bild kennzeichnet die Analyse der Bilddaten.

Die große Fotoschule III - Nikon 1 J1

6. Von den gepufferten Bildern sucht die J1 automatisch die fünf besten Kandidaten heraus, wobei der Bildausschnitt, die Schärfe und Gesichtsausdrücke berücksichtigt werden. Das beste Bild wird dann auf dem Monitor angezeigt. Um ein anderes als das vorgeschlagene Bild auszuwählen, wechseln Sie in den Wiedergabemodus und markieren Sie den betreffenden Eintrag. Ein Symbol oben links kennzeichnet die aufgenommene Bildserie.

Die große Fotoschule III - Nikon 1 J1

7. Nach dem Drücken der OK-Taste können Sie zwischen den fünf Bildern navigieren. Wenn Sie meinen, dass ein anderes der fünf Fotos als bestes Bild gelten soll, drücken Sie die OK-Taste. Standardmäßig werden alle fünf Bilder auf der Speicherkarte gesichert. Um Bilder zu löschen, nutzen Sie die Taste mit dem Mülleimersymbol. Das Bild, das als Bestes markiert wurde, kann dabei nicht gelöscht werden.

Die große Fotoschule III - Nikon 1 J1

Der bewegte Schnappschuss

Der zweite ganz neue Modus, den die J1 anbietet, nennt sich „Bewegter Schnappschuss“. Der Ablauf ist ähnlich wie bei der Funktion Smart Photo Selector. Auch hier werden Bilder vor und nach dem eigentlichen Auslösen gepuffert. Das Ergebnis ist hier aber anders: Die Kamera zeichnet einen Film auf, der eine Sekunde lang dauert und danach zusätzlich ein Foto in voller Auflösung, wobei dieses aber etwas kleiner als im Fotomodus ist, weil es auf das 16:9-Seitenformat zugeschnitten wird.

1. Drehen Sie das Moduswahlrad auf die erste Option, um zum Modus „Bewegter Schnappschuss“ zu gelangen. Sie ist im folgenden Bild markiert.

Die große Fotoschule III - Nikon 1 J1

2. Nach dem Aufruf der Funktion wird im Monitor kurz eine grafische Darstellung eingeblendet, die symbolisiert, welche Schritte notwendig sind.

Die große Fotoschule III - Nikon 1 J1

3. Rufen Sie die Funktionstaste links über dem Moduswahlrad auf, um im nachfolgend gezeigten Menü ein Thema für die musikalische Untermalung nach der Aufzeichnung auszuwählen.

Die große Fotoschule III - Nikon 1 J1

4. Wird der Auslöser bis zum ersten Druckpunkt gedrückt, beginnt die J1 nach erfolgreicher Fokussierung mit der Pufferung der Filmsequenz. Ein Symbol oben links im Monitor zeigt die Pufferung an. Auch in diesem Modus wird das geeignete Motivprogramm automatisch ausgewählt.

Die große Fotoschule III - Nikon 1 J1

5. Wenn der Auslöser ganz durchgedrückt wird, wird eine Filmsequenz mit einer Dauer von einer Sekunde aufgezeichnet. Dazu nimmt die J1 ein hochaufgelöstes Foto auf. Nach der Aufnahme wird das Foto kurz im Monitor angezeigt. Um den Film zu betrachten, müssen Sie in den Wiedergabemodus wechseln. Der Film hat die Dateiendung .mov, was bei Filmen im QuickTime-Format üblich ist. Der Film wird mit der ausgewählten Musikuntermalung und Überblendungen angezeigt – wie ein kleiner bearbeiteter Film. Da der Film in 2,5 Sekunden abgespielt wird, gibt er die aufgenommene Szene in Zeitlupe wieder.

Die große Fotoschule III - Nikon 1 J1

6. Wenn Sie die Speicherkarte in das Lesegerät Ihres PC einlegen, werden Sie bemerken, dass zwei Dateien gespeichert wurden: Neben dem Film auch das gleichzeitig aufgenommene Foto.

Die große Fotoschule III - Nikon 1 J1

Fachbegriffe Nikon 1 J1

Einige Fachbegriffe werden Ihnen im Zusammenhang mit der Nikon 1 J1 immer wieder begegnen. Einige wichtige Fachbegriffe haben wir hier für Sie zusammengestellt:

CX-Sensor Für das Nikon 1-System wurde ein neuer Sensor entwickelt, der 13,2 x 8,8 mm misst. Nikon nennt diese Größe CX. Sensoren im APS-C-Format werden dagegen bei Nikon DX-Sensoren genannt und Sensoren im Vollformat FX.

Seitenverhältnis Üblicherweise besitzen Kompakt- und Systemkameras ein Seitenverhältnis von 4:3 (Breite zu Höhe). Die J1 arbeitet aber mit dem 3:2-Seitenverhältnis, das sowohl bei analogen als auch digitalen Spiegelreflexkameras zum Einsatz kommt.

EXPEED-3-Bildprozessor Die beiden neuen Systemkameras enthalten einen neu entwickelten Bildprozessor, der EXPEED-3 genannt wird. Er arbeitet mit zwei Engines, die in der Lage sein sollen, 600 Megapixel pro Sekunde verarbeiten zu können. Durch die Schnelligkeit des Prozessors sind unter anderem die neuen Modi „Bewegter Schnappschuss“ und „Smart Photo Selector“ möglich.

Bewegter Schnappschuss Nikon hat seinen neuen Systemkameras einen neuen Modus spendiert, der „Bewegter Schnappschuss“ genannt wird. Dabei werden ein Foto und ein Film mit einer Dauer von einer Sekunde aufgenommen, der bei der Wiedergabe die Szene über 2,5 Sekunden im Zeitlupentempo wiedergibt.

Smart Photo Selector Der Modus „Smart Photo Selector“ ist ebenfalls neu. Wird dabei der Auslöser angetippt, beginnt die J1 etwa 20 Bilder aufzuzeichnen. Nach dem vollständigen Durchdrücken des Auslösers werden weitere Bilder aufgenommen. Die fünf besten Bilder werden dann zur Auswahl angezeigt und können gespeichert werden. Berücksichtigt werden bei der Auswahl Gesichtsausdrücke, der Bildausschnitt und die Bildschärfe.

Superzeitlupe Im Videomodus können Sie mit der J1 Zeitlupenaufnahmen erstellen. Dies wird dadurch erreicht, dass – dann mit einer verminderten Auflösung – 400 Bilder pro Sekunde aufgezeichnet werden. Da bei der Wiedergabe nur 30 Bilder pro Sekunde angezeigt werden, dauert eine aufgezeichnete Sekunde beim Betrachten etwa 13 Sekunden.

Frage an den Experten

Michael Gradias

Wirkt sich der kleine Sensor negativ aus?

Der neu entwickelte Sensor für die Nikon 1-Systemkamera ist mit 13,2 x 8,8 mm für eine Systemkamera tatsächlich recht klein. So ist der ebenfalls relativ kleine Four-Thirds-Sensor, der in vielen Systemkameras genutzt wird, mit 17,3 x 13 mm gut doppelt so groß. Die meisten Modelle, die mit diesem Sensor ausgestattet sind, haben allerdings einen höheren Megapixelwert als die J1, die sich mit 10 Megapixeln begnügt. Dies muss bei der Bewertung mitberücksichtigt werden. Selbstverständlich ist es so, dass größere Sensoren mehr Details im Bild auflösen können – dies lässt sich nicht beeinflussen. Insofern liegt der Schluss nahe, dass der CX-Sensor schlechtere Ergebnisse liefert als beispielsweise ein Four-Thirds- oder DX-Sensor. Lässt man allerdings einmal alle technischen Daten und Messungen beiseite und betrachtet lediglich die Ergebnisse, ist man überrascht. Die Bildqualität, die der CX-Sensor liefert, ist nämlich wirklich ausgesprochen gut. Werden die Bilder in normalem Betrachtungsabstand angesehen, sind Unterschiede nicht erkennbar. Positiv fällt allerdings auf, dass Nikon die Bilder nicht so aggressiv nachbearbeitet, wie es viele Mitbewerber tun. Dies handhabt Nikon auch bei seinen Spiegelreflexmodellen so. Insofern wirken die Ergebnisse sogar besser, weil sie natürlicher erscheinen. Naturgemäß ist es aber auch so, dass sich kleinere Sensoren negativ beim Einsatz höherer Empfindlichkeiten auswirken. Dies gilt auch für die Nikon 1-Modelle. Bis etwa 800 ISO sind die Ergebnisse sehr gut. Darüber hinaus muss man aber mit Abstrichen leben. Allerdings sind die Ergebnisse weit besser, als man sie von hochwertigen Kompaktkameras gewohnt ist. Ein Grund, weshalb die Bildqualität so erstaunlich gut ist, mag die Aufbereitung durch den neuen EXPEED-3-Bildprozessor sein, der nicht nur durch seine Schnelligkeit, sondern auch durch die gute kamerainterne Nachbearbeitung der Bilder überzeugen kann. Alles in allem bleibt festzustellen, dass die Bildqualität nicht unter dem kleinen Sensor leidet. Der normale Anwender wird keine Unterschiede zu den Ergebnissen größerer Sensoren bemerken.

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