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Testlabor: Nikon 1 J1

Nikon spielt mit

Foto Praxis: Heft 06/2011
(Seite 108 / 2 Seiten)

Nikon spielt mit

Lange gab es Spekulationen darüber, wann einer der beiden großen Hersteller – Canon und Nikon – in den immer stärker wachsenden Markt der spiegellosen Systemkameras einsteigen würde. Nachdem sich die Gerüchte in letzter Zeit immer mehr verdichteten, war es Ende September soweit: Nikon kündigte zwei neue Kameras des Nikon 1-Systems an. Die Nikon 1 J1 ist die preisgünstigere Variante, die wir genauer unter die Lupe genommen haben.

Die verschiedenen Hersteller spiegelloser Systemkameras gehen an die Problematik heran. So schwanken die Sensorgrößen deutlich. Neben dem Vollformat werden auch APS-C-Sensoren oder die relativ neu entwickelten (Micro-) Four-Thirds-Sensoren verwendet. So überraschte es gewaltig, als Nikon sein neues Kamerasystem mit einem relativ kleinen Sensor vorstellte. Mit 13,2 x 8,8 mm ist der von Nikon als CX-Sensor bezeichnete Sensor deutlich kleiner als beispielsweise die Micro-Four-Thirds-Sensoren, die 17,3 x 13 Millimeter messen. Nikons neuer Sensor ist ein CMOS-Sensor, der hohe Geschwindigkeiten erlaubt. Bei den CX-Objektiven ergibt sich ein Cropfaktor von 2,7. Unüblicherweise greift Nikon nicht auf das – bei Systemkameras – weit verbreitete Seitenverhältnis von 4:3 zurück, sondern auf 3:2, wie es auch bei den Spiegelreflexkameras eingesetzt wird. So ist auch keine Umgewöhnung bei der Bildgestaltung und -komposition notwendig. Das kompakte Aluminiumgehäuse hat sehr geringe Abmessungen. So ist die J1 gerade einmal 106 mm breit und 61 mm hoch. Dennoch liegt sie erstaunlich gut in der Hand und das, obwohl, wie beim größeren Modell V1, keine Griffleiste auf der Vorderseite vorhanden ist. Im Unterschied zur V1 besitzt die J1 auch keinen Blitzschuh, um externe Blitzgeräte anschließen zu können. Sie müssen sich mit dem integrierten Pop-up-Blitz begnügen, der erfreulich weit nach oben ragt. Mit nur knapp 280 Gramm (inklusive Akku und Speicherkarte) eignet sich die J1 gut als Immer-dabei-Kamera.

Die Bildqualität

Wenn man allerdings völlig von den technischen Daten und der Sensorgröße absieht und sich die erreichbaren Bildergebnisse genauer ansieht, ist man über die exzellente Bildqualität überrascht, die stark an Qualitäten erinnert, wie man sie von den größeren Spiegelreflexmodellen gewohnt ist. Auch bei höheren Empfindlichkeiten kann der Sensor durchaus überzeugen – auch wenn naturgemäß die extremen Empfindlichkeiten der aktuellen Spiegelreflexkameras nicht erreicht werden. Bei der J1 sind im erweiterten Modus maximal 6.400 ISO möglich – im Standardmodus sind es 3.200 ISO. Wenn man aber viel Wert auf die Bildqualität legt, sollte man sich mit 800 ISO begnügen, weil danach das Rauschen negativ auffällt – wenn auch bei Weitem nicht so deutlich, wie man es von Kompaktkameras gewohnt ist. Dass die J1 „nur“ 10,1 Megapixel bietet, wirkt sich ebenfalls positiv auf die Bildqualität aus.

Nikon spielt mit
Die Bildqualität der Nikon 1 J1 ist ausgezeichnet. Die Aufnahme entstand mit dem Standard-Kitobjektiv 10-30 mm bei 30 mm

Erwähnenswert ist auch die hohe Bildrate, die man mit der J1 erreichen kann. So sind bis zu 10 Bilder in der Sekunde bei maximaler Bildauflösung möglich. Reduziert man die Bildgröße auf Full HD, sind es sogar 60 Bilder pro Sekunde. Für die schnelle Verarbeitung der aufgenommenen Bilder sorgt der neue Doppelkern Expeed 3-Bildprozessor, der 600 Megapixel pro Sekunde verarbeiten kann – so gibt Nikon an. In der Praxis zeigt sich, dass die Kamera tatsächlich sehr schnell wieder aufnahmebereit ist – ganz anders, als man es von Kompaktkameras gewohnt ist. An die Geschwindigkeit einer Spiegelreflexkamera kommt die J1 aber nicht heran. Das Fokussieren klappt mit der J1 sehr schnell und zuverlässig. Laut Nikon soll es sich um das derzeit schnellste Autofokusmesssystem bei spiegellosen Kameras handeln. Da die J1 einen elektronischen Verschluss besitzt, kann eine extrem kurze Belichtungszeit von 1/16.000 Sekunde erreicht werden. Negativ wirkt sich der Verschluss aber auf die Blitzsynchronisation aus. Hier muss man sich mit 1/60 Sekunde oder länger begnügen. Auch die Belichtungsmessung kann lobend hervorgehoben werden. Selbst bei schwierigen Lichtverhältnissen ermittelt die J1 die geeignete Blenden-Verschlusszeit-Kombination absolut zuverlässig. So stellen beispielsweise Gegenlichtaufnahmen keinerlei Problem dar.

Nikon spielt mit
Die J1 meistert auch schwierige Lichtverhältnisse mit Bravour

Videos in Full HD

Videos kann die J1 in Full HD-Qualität aufzeichnen. Während der Filmaufzeichnung können auch hochaufgelöste Fotos aufgenommen werden, die dann allerdings in 16:9 gespeichert werden. Wahlweise können die Filme auch mit 60 Halbbildern pro Sekunde aufgenommen werden. Wenn die Filmbildgröße auf 640 x 240 Pixel reduziert wird, lassen sich Highspeed-Filme mit einer Bildrate von 400 Bildern pro Sekunde aufnehmen. So erstellen Sie ganz leicht Zeitlupenfilme. Während der Videoaufzeichnung wird der schnellere Phasen-Autofokus eingesetzt, während bei Fotos Phasen- und Kontrast-Autofokus kombiniert werden, je nachdem, ob sich das Objekt bewegt oder nicht. Der Ton wird mit dem integrierten Stereomikrofon aufgenommen. Das Anschließen eines externen Mikrofons ist bei der J1 nicht möglich.

Ganz neu ist bei Nikon auch die Möglichkeit der Fotoaufzeichnung vor und nach der eigentlichen Aufnahme. Nikon nennt die neue Funktion Smart-Photo-Selector: Wird der Auslöser angetippt, beginnt die Nikon 20 Bilder aufzuzeichnen. Nach dem vollständigen Durchdrücken des Auslösers werden weitere 20 Bilder aufgenommen. Die fünf besten Bilder werden dann zur Auswahl angezeigt und können gespeichert werden. Berücksichtigt werden bei der Auswahl Gesichtsausdrücke, der Bildausschnitt und die Bildschärfe.

Das Zubehör

Zum Start des neuen Systems hat Nikon drei Zoomobjektive und eine Festbrennweite mit 10 mm im Angebot. Die Zoomobjektive decken einen Brennweitenbereich von 10 bis 110 mm ab. Im Dezember soll der Adapter FT1 folgen, mit dem AF-S und AF-I-Nikkor-Objektive an die neuen Systemkameras angeschlossen werden können.

Für Einsteiger und mehr

Die Bedienung der J1 richtet sich im Wesentlichen an Einsteiger. Die Menüs sind übersichtlich aufgebaut, auch wenn Nikon dem neuen System auch eine neue Gestaltung der Menüs verpasst hat. Einsteiger werden sich intuitiv zurechtfinden. Der drei Zoll große Monitor liefert zwar ein gutes Bild, auch bei hellem Umgebungslicht – er löst das Bild allerdings nur mit 460.000 Bildpunkten auf.

Die Nikon 1 J1 kann überzeugen. Der kleinere Sensor als bei anderen spiegellosen Kameras macht sich bei der Bildqualität nicht negativ bemerkbar. Erfreulich sind neben der exzellenten Bildqualität auch der schnelle Autofokus und die leichte Bedienbarkeit. Negativ fällt bei der Kamera nur der etwas zu hohe Preis auf.

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